Bücherlesen ist zumeist ein recht einsames Erlebnis. Zumindest wenn man nicht vorliest. Aber warum? Das Lesen gehört zu den beliebtesten Freizeitbeschäftigungen. Bei der Online-Community Readmill steht das soziale Lesen im Vordergrund. Wer ein eBook mit der kostenlosen Readmill-App über das iPad liest, kann seine Erfahrungen direkt austauschen und interaktiv über das Buch diskutieren. Markierungen können erstellt, Kommentare eingeblendet und Bücher an Freunde weiterempfohlen werden. Digitale Bücher können wie reale genutzt werden. Passagen werden mit Anmerkungen versehen und können für Freunde veröffentlicht werden. Es erinnert an die Bücherclubs mit regelmäßigen Treffen und Diskussionsrunden. Als Nutzer kann man verfolgen, wer ein Buch gelesen hat, wie lange er noch braucht oder ob er es nicht zu Ende gelesen hat. Readmill macht es zudem möglich, seine persönlichen Zusammenfassungen in den sozialen Netzwerken wie Facebook und Twitter weiterzuempfehlen.
Verlage der Zukunft sprach mit Henrik Berggren, dem Gründer und Geschäftsführer von Readmill:
Readmill ist ein junges Unternehmen, das 2010 gegründet wurde. Wie hat es sich seitdem entwickelt?
[>HB] Das ist eine gute Frage. Wir haben uns auf eine Nische konzentriert, in der Bücher durch Design und Technologie versuchen, das Lesen dieser zu einem neuen gemeinsamen Erlebnis umzuwandeln. Und bisher sind wir ziemlich erfolgreich. Die Leute teilen eine Mengen von Markierungen und verbringen viel Zeit mit der App.
Sie sind ein internationales Team. Warum haben Sie sich für Berlin entschieden?
[>HB] Weil wir ein globales Unternehmen aufbauen wollten. Wir sind acht Leute im Unternehmen mit sechs verschiedenen Nationalitäten. Diese Art der Diversität wäre in unserem Heimatland viel schwerer zu bewältigen gewesen.
Sind Sie der Meinung, dass es eine Zukunft für gedruckte Bücher geben wird? Oder werden wir alle eBooks und Apps wie Readmill nutzen?
[>HB] Gedruckte Bücher werden immer existieren, genauso wie Vinyl und CD in der Musikbranche. Aber die lockere Nutzung, wie beispielsweise bei Taschenbüchern, wird sich schnell ins Digitale verschieben.
Wie viele Mitglieder hat die Readmill-Community?
[>HB] Wir veröffentlichen keine genauen Zahlen, aber es sind Zehntausend.
Wie wichtig sind soziale Netzwerke wie Facebook oder Twitter?
[>HB] Für uns sind sie sehr wichtig. Es ist eine Ausweitung der Funktionen von Readmill. Einige der wichtigeren und interessanteren Bücher und Highlights verbreiten sich sehr stark.
Konkurriert Readmill mit LovelyBooks und Goodread?
[>HB] In mancher Hinsicht ja. Wir kämpfen um die Aufmerksamkeit der Leser. Aber trotzdem unterscheiden wir uns. Readmill ist zum Beispiel sehr auf das Leseerlebnis und auf dessen gemeinsame Nutzung der Teilnehmer untereinander fokussiert und weniger auf Listen und große Empfehlungssysteme.
Nutzen Verlage Readmill als Marketinginstrument?
[>HB] Ja, immer noch in einem kleinen Maße, aber es ist steigend. Autoren fügen Anmerkungen in ihre eigenen Bücher hinzu, um die E-Books zu bewerben. Außerdem bauen wir noch weitere Instrumente für die Verleger ein.
Die Readmill-App ist zurzeit nur für das iPad verfügbar. Wann folgen die Apps für iPhone und Android?
[>HB] Wir werden die Version für das iPhone noch dieses Jahr veröffentlichen, Android wahrscheinlich nicht vor 2013.
Die Fragen wurde gestellt und aus dem Englischen übersetzt von Swetlana Hain