Der Schriftsteller Michael Kleeberg hat sich auf Grund der vor wenigen Tagen auf Verlage der Zukunft erschienen Rezension zu seinem Libanesischen Reisetagebuch zu einem Interview bereit erklärt. Da wir euch seine spannenden Antworten zu E-Books, der Zukunft der Verlagsbranche, dem Schriftstellerberuf und der These “mit Literatur die Welt zu verändern” nicht vorenthalten wollen, findet ihr in den kommenden Tagen hier eine ungekürzte Fassung seiner unverblümt ehrlichen Antworten.
Das Interview führte Sarah Killian.
© Renate von Mangoldt
Bereits 1984 veröffentlichten Sie Ihr erstes Buch, auf welches bis heute noch 12 weitere folgten. Was war das entscheidende Ereignis in Ihrem Leben, welches Sie dazu bewogen hat, die Laufbahn eines Schriftstellers einzuschlagen?
Eine Begegnung, eine Freundschaft.
Ich war sechzehn, als ich von Süddeutschland nach Hamburg zog. Eine andere Welt: Erste Erfahrung von Geld, von Haben und Nichthaben, von Bürgerlichkeit, von Kultur. Es begann eine Freundschaft mit dem Sohn unserer Nachbarn, sehr wohlhabender Leute. Er war der Benjamin und das Sorgenkind der Familie. Das entwickelte sich – mit 16 geht so etwas – rasch zur intensivsten Freundschaft meines Lebens, man darf es ruhig eine Liebe nennen. Er brachte mich zum Lesen, und gemeinsam haben wir uns binnen eines Jahres einen ersten Teil der Weltliteratur erobert – auf Hunnenart: immer vorwärts und mitnehmen, was es links und rechts des Weges gibt. Und eines Tages, da waren wir siebzehn, hält er mir eine Kurzgeschichte vor die Nase und sagt: „Wenn man schreiben will, muss man mit Kurzgeschichten anfangen.“ Da musste ich natürlich auch eine versuchen, und noch eine und noch eine. Nach der vierten wusste ich, dass ich meine Art gefunden hatte, im Leben zu stehen und das Leben zu bewältigen: schreibend. Blieb die Frage: Wie soll ich das realisieren?