Der zweite Tag der frankfurter Zukunftskonferenz begann so, wie der erste zu Ende gegangen war: bester Stimmung und voller Tatendrang. Abermals erfreute ich mich produktivster Arbeitsatmosphäre in handverlesener Gesellschaft. Onlinebuchhändler René Kohl, (Buch- und Medienversandt Kohlibri), Marlies Hebler und Volker Oppmann von textunes (eBook-App-Shop, seit kurzem in Besitzt von Thalia), drei Mitarbeiterinnen von Thalia selbst, Ellen Braun (Consulting.Coaching.Training) sowie zweier Diskutanten aus dem Hause Ulmer (Mark Ellenberger) und Eichborn (Frauke Prayon). Souverän angeleitet von Jana Lippmann war es unsere Aufgabe, innerhalb dreier Stunden zu diskutieren, welche Schlüsse wir aus den bereits beobachtbaren Veränderungen im Bereich Buchvertrieb für 2025 ziehen und welche Handlungsanweisungen wir daraus für den herstellenden und verbreitenden Buchhandel ableiten können.
In unseren Überlegungen sollten wir uns auf das gedruckte Buch konzentrieren, habe diesen Ansatz jedoch sehr bald als unzureichend verworfen, da eine strickte Trennung digitaler und analoger Inhalte in 2025 nicht mehr in heutiger Form vorliegen wird und die Marktanteile sich weiter verschieben werden, siehe Tag 1.
Basics:
Thesen:
- Wenn die Marktteilnehmer der Buchbranche keine eigenen Paid Content-Modelle entwickeln, tun es andere
- Informationen werden künftig weniger aktiv eingestellt, als empfangen (z. B. Social Network)
- Bedeutung von Metadaten nimmt zu
- (–> Die Rolle von Verlagen wird sich hin zum Dienstleister verändern (müssen), auch der Direktvertrieb wird davon betroffen sein)
Wir sind sehr schnell überein gekommen, dass sich das Einkaufsverhalten Unterhaltungs- und Informationssuchender in den nächsten Jahren weiter rapide ändern wird. Mit der wachsenden Verbreitung technischer Devices wird sich der Absatz an gedruckten Büchern zwingend verringern, während digitale Produkte selbstverständlicher und ubiquitärer werden: Downloads direkt an der Litfasssäule (im Zug, am Flughafen, im Zoo, beim Arzt) und lustbetonte Shopping-Landschaften werden off- wie online mit sicheren, bequemen und für den Kunden kostenfreien Bezahlmodellen eine attraktive Kombination bilden, die es mitzugestalten statt auszuhalten gilt. Im innovativen Gestalten technischer Lösungen sind die meisten Verlage nicht mit einer Vorreiterrolle betraut, was uns zu der Überlegung führte, dass es auch zur Stärkung der Branche führen kann, gemeinsam finanzierte Lösungen entwickeln zu lassen – ein zu weites Feld an dieser Stelle und eher Verbands- als Mitgliederthema. Als kurze Zusammenfassung unserer wesentlichen Gedanken konnten wir uns schließlich unter der Verwendung blauer, roter und schwarzer Filzstiftstriche auf folgende Punkte einigen:
Handlungsoptionen:
- Entwicklung von mehr Paid Content-Modellen!
- Shop-Landschaften generieren: Info-Services ausbauen im Versandhandel, Lustgedanken betonen
- Metadaten pflegen, Qualität verbessern, neue Metadaten erzeugen
Wünsche an den Verband:
- Nachdenken über Nachwuchs, Berufsbild allgemein, Fortbildung
- Markforschung
Da ich persönlich leider von Metadaten, ihrer tatsächlichen Bedeutung und den ihnen inneliegenden Möglichkeiten noch keine Ahnung über das landläufig Bekannte hinaus habe, würde ich mich freuen, zu diesem Punkt eine kundige Meinung in den Kommentaren zu finden – genügend Experten fallen mir ein. Woran krankt es, wie macht man es besser, was hat man davon? Danke!