Am Freitag, den 29.11.2013, hatte die HTWK Leipzig einen besonderen Gast im Hörsaal des Geutebrückbaus: Für 20.00 Uhr hatte sich Clemens Meyer, Autor aus Leipzig, zur Lesung aus seinem neuen Roman „Im Stein“ angekündigt. Bereits über eine Stunde vor Beginn der Veranstaltung strömten die Zuhörenden in den Hörsaal, um sich einen der begehrten Plätze zu sichern.
Während die Veranstaltenden, unter ihnen Frau Prof. Dr. Kerstin Keller-Loibl, letzte Vorbereitungen trafen, diskutierten die vielen Studierenden und Besuchenden noch wild. Ein Tisch mit Leselampe, darauf eine Flasche Wasser und direkt davor zwei Kameras, die das Event live in das Audimax übertrugen – alles schien perfekt vorbereitet. Während 15 Minuten vor Beginn die freien Plätze rar wurden, war vom Autor des Abends jedoch noch nichts zu sehen.
Da keiner der Gäste auf den Live-Eindruck des Leipziger Autors verzichten wollte, stapelten sich die Menschen in den Fensterbänken und Gängen des großes Raumes. Kurz vor Beginn dann endlich Erleichterung: Clemens Meyer lukte vorsichtig in den Hörsaal, checkte kurz, ob das Handy aus ist, und betrat sodann die Bühne.
Mit ruhiger und tiefer Stimme begann er seine kurze Vorrede: „Eins: Girl, Girl, Girl.“ Dies lässt noch nicht gleich erahnen, um was es in dem Roman eigentlich geht. Deshalb hier ein kurzer Abriss: Clemens Meyer schreibt in „Im Stein“ über das Rotlichtmilieu einer zwar namenlosen, aber als Leipzig erkennbaren Stadt. Die Welt der Prostituierten, Dealer, Freier und Immobilienmakler schildert er hier schonungslos. Auch aktuelle Debatten wie die um Zwangsprostitution werden aufgegriffen und Hintergründe offen gelegt. Dabei legt er auch keinen Wert auf eine „gesittete“ Schreibweise, sondern nennt das Kind direkt beim Namen: „[…] das Wochenende ist mir echt heilig – so wie mein Arsch […]“
Während seines Lesens blickte der gebürtige Hallenser nur selten nach oben zum Publikum. Nicht einmal, als eine Besucherin den Raum verlies. Hier ließ er nebenbei eher noch einen trockenen Witz fallen: „Da hat’s aber jemand eilig gehabt.“ und steigerte sich fast schon in die Problematik rein, dass er durch dieses Verhalten in seiner Aura gestört werde etc., was das Publikum jedoch zum Schmunzeln brachte – für Clemens Meyer deutlich zu hören : „Gut, die Laune steigt, dann kann es ja weitergehen. Also meine Laune, eure ist mir egal.“ Erneutes Gelächter brach aus.
Während er so immer wieder einen trockenen Witz in seiner scheinbar ernsten Weise brachte, konnte Clemens Meyer zum Ende hin nicht mehr an sich halten. Während er in seinem zweiten Teil noch ungeniert Obdachlose und Drogenabhängige mit Zombies verglich, so kam er an den letzten Seiten des Buches zu der Frage: „Wer denkt sich denn eigentlich sowas aus?“ und lachte.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Clemens Meyer mit seiner trockenen und selbstironischen Art das Publikum von sich und seinem neuen Buch überzeugt hat und durch diese Veranstaltung sicherlich noch einige Literaturfans mehr gewinnen konnte. Zu Recht wurde er daher auch mit zahlreichen Preisen (u.a. dem Preis der Leipziger Buchmesse) ausgezeichnet. Zudem wurde sein neuer Roman „Im Stein“ kürzlich auf die Shortlist für den Deutschen Buchpreis gewählt.
Autorin: Anja Bergmann