Getreu dem Themenschwerpunkt „digitale Produkte für Kinder“ machten wir uns auf, um von der Leipziger Buchmesse über Trends und neue Produkte zu berichten. Der Mangel an Vorab-Tweets und Facebook-Posts von uns verrät vielleicht schon, dass sich dies schwieriger als erwartet gestaltete.
Die Leipziger Buchmesse ist keine Verkaufs-, sondern eine Ausstellungsmesse. Die Verlage präsentieren also ihre neuen Produkte, in der Hauptsache gedruckte Bücher. Die Angst, eBooks würden gedruckte Bücher ersetzen, ist zumindest für die absehbare Zukunft unbegründet. Das steht außer Frage. Aber verträgt sich die nahezu komplette Abwesenheit von digitalen Produkten im Kinderbereich mit der intensiv geführten Diskussion um die Digitalisierung?
Digital Natives, Smartboards in den Schulen, 79% Smartphone-Verbreitung in Familien – das alles sind weder Fachwörter noch Wissen, welches nur einem kleinen Kreis zugänglich ist, aber auf der Leipziger Buchmesse könnte der Verdacht entstehen, dass der Kinderbuchbereich in Halle 2 nicht im Jahr 2015 angekommen ist.
Einzig die Schulbuchverlage stellen ihre digitalen Schulbücher und Nachmittagsübungsangebote auf zahlreichen Smartboards vor. Die Infrastruktur zur Präsentation solcher Angebote von Seiten der Messe ist also vorhanden. Wo nur sind die digitalen Produkte der Kinderbuchverlage? Oetinger hat ein Display mit einigen Tigerbooks. Bei Ravensburger ist ein einziger Reader montiert, auf dem man sich das 54 Seiten lange eBook-Titelangebot anschauen kann. Am besten präsentiert sich dabei noch Carlsen mit Leyo, mit allen erschienen Büchern und einem Test-iPad zum Ausprobieren. Doch damit ist das für den Besucher ersichtliche digitale Angebot auch schon erschöpft.*
Wird am Ende von der Digitalisierung nur gesprochen? Gibt es einen Markt an Vortragsreihen, Workshops und Tagungen rund um das Thema, bei dem am Ende alles ergebnislos bleibt? Wo sind die Resultate des allgemeinen Einvernehmens, dass die Digitalisierung die Buchbranche beeinflussen wird, wie einst die Musikbranche? Am 15.03.2015 warnte der BDI, dass die deutsche Industrie die digitale Revolution (geschichtlich auf einer Stufe mit der industriellen Revolution zu sehen) zu verpassen droht. Wenn die Eindrücke von der Leipziger Buchmesse 2015 nicht täuschen, scheint das für den Kinderbuchbereich eine reelle Gefahr zu sein.
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Da sich uns die digitalen Produkte nicht einfach durch den Messebesuch erschließen wollten, haben wir uns selbst auf die Suche begeben. Neben den bereits erwähnten und im Blog beschriebenen Tigerbooks von Oetinger oder Leyo von Carlsen, widmen wir uns den Schulbuchverlagen, sowie Tokyopop/ Splitter, mit denen wir auf der Messe ausführlich gesprochen haben.
* Sollten wir Verlage übersehen haben, können sich diese gerne bei uns melden – wir berichten gerne mehr.
Autoren: Josephine Mitze und Marie-Therese Kirow