Die Erfolgsaussichten der Paid-Content-Strategien von Verlagen und vielen Inhalteanbietern im Internet hängt vor allem von einfachen und weitverbreiteten Bezahlsystemen ab, und so ging im letzten Oktober ein Raunen durch die digital Economy, denn ein ebensolches stellte PayPal plötzlich in Aussicht. Wie bereits im Mai in der FAZ durch den Vorstandsvorsitzenden des Mutterkonzerns Ebay, John Donahoe, angekündigt, würde PayPal for digital goods die Misere nun endlich beenden.
Laut Gregor Bieler, dem PayPal Deutschland-Chef, nutzt etwa jeder Zweite, der in Deutschland über das Netz einkauft, den Bezahldienst PayPal. Insgesamt sind es derzeit circa 15 Millionen Kundenkonten hierzulande, 210 Millionen weltweit. Und während das Bezahlen per PayPal den Internetalltag vieler Nutzer vereinfachte, war der Transfer für die Anbieter mit hohen Pauschalkosten verbunden und damit für die Abrechnung einzelner Kleinstbeträge nicht rentabel.
„PayPal for digital goods“ biete nun eine Lösung für alle Beträge bis zu zwölf Dollar. Während bei PayPal-Zahlungen innerhalb der EU pauschale Gebühren von 0,35 Euro (zuzüglich 1,9 Prozent des Betrages) fällig werden, muss der Verkäufer bei der Mikropayment-Option ab relevanten Volumina nur noch 0,05 Dollar (zuzüglich fünf Prozent des Betrages) an PayPal entrichten. 80 bis 90 Prozent würden so beim Verlag verbleiben, was vergleichen mit Apples Lösung im App-Store für fair gelten kann.
Schon im Oktober befand sich PayPal fdg im Gespräch mit vielen deutschen Verlagen, um jeweils individuelle Lösungen zu erarbeiten, und schaut man sich im Web nach den Erfolgen dieser Gepräche um, erschließt sich Bielers Kritik gegenüber Netzökonom, denn er „fände es schön, wenn jetzt mal ein Verlag damit anfängt, damit man zeigen kann, wie es funktioniert.“
Die Risikobereitschaft deutscher Verlage macht über die Branche hinaus von sich reden.
So?
Ein Blick auf die Lösungsangebote seitens PayPal-Deutschland stellt sich derzeit folgendermaßen dar
und bietet die Optionen:
- Express
- Basic
- Ebay
- Starter
- Spenden
- Einzelzahlung
Moment – Einzelzahlungen? Meint hier nichts anderes als Shops ohne Warenkorb und kostet die gleichen Pauschalgebühren wie jede andere Transaktion – 0,35€ plus bis zu 1,9 Prozent des Umsatzvolumens, haben also mit Rentabilität im Micropayment nichts gemein und so bleibt den Verlagen hierzulande noch genügend Zeit, sich gewinnversprechende Modelle zu überlegen. Wie die Entwicklung des Social-Payment-Service Flattr nämlich beweist, sind die Nutzer teilweise sogar bereit, für Inhalte freiwliig zu zahlen. Verlage müssten sich also nun eher damit beschäftigen, für welche Inhalte und unter welchen Bedingungen das im Einzelnen gilt.
Seit heute gibt es nun einen ganz neuen Dienst am Markt: readability.com Es befreit als Bookmarklet alle „für später“ gespeicherten Texte von Werbung oder Teasern und ermöglicht es den Nutzern zudem, sie offline auf verschiedenen Endgeräten komfortoptimiert zu konsumieren. Readability kostet 5 Dollar im Monat, schüttet 70% davon anteilig an die mitmachenden Inhalteanbieter aus und steht jedem Nutzer offen. Möglicherweise hat PayPal for digital goods hier ernstzunehmende Konkurrenz erhalten, denn in Kürze wird die Freigabe der App durch Apple erwartet und readability dürfte als erstes Bookmarklet-Modell auch auf große Freude seitens der Autoren stoßen.
Dazu: Martin Weigert: „Mikropayment: PayPal macht Ernst“ 27.10.2010 auf netzwertig.com