BILDplus: BILD forciert die Paywall

Viele Millionen Deutsche lesen täglich BILD oder BILD.de. Im Verbund werden sie nun zur Kasse gebeten. Mit der Vorstellung des Allround-Abomodells BILDplus setzt die Axel Springer AG ein gewichtiges Zeichen. Nicht nur forciert der Medienkonzern die Digitalisierung; zugleich holt sie das Paywall-System ins Bewusstsein deutscher Verbraucher. Ein Schritt, der Leser vergraulen, aber Umsätze erbringen kann. Von Marcel Knöchelmann

BILDplus ModellDie Bild-Paywall im Stufensystem

„Die Axel Springer AG will das führende digitale Medienunternehmen werden.“ Dieser Leitsatz prägt den strukturstarken Berliner Konzern und wird konsequent umgesetzt. Mit dem neuen umfassenden Abomodell BILDplus soll es nun auch ertragreicher gemacht werden.

Ab dem 11. Juni 2013 werden Interessierte für Inhalte bezahlen müssen, wo sonst kostenlos auf die Onlineversion zugegriffen wurde. Auf verschiedenen Ebenen können im Monatsabo ausführliche Hintergrundinformationen und exklusive Bild- und Videoaufbereitungen erstanden werden. Jeweils entweder webbasiert, als E-Paper inklusive BILD am Sonntag oder zusätzlich die gedruckte Ausgabe.

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Auflage der BILD Zeitung vom 4. Quartal 2009 bis zum 1. Quartal 2013Sorge um die Zeitung – und die Erträge

Mit dem Kiosk-Abo versucht das Unternehmen, Leser auch in Zukunft noch an die Printversion ihrer größten Marke zu binden. Abonnenten können sich Gutscheine ausdrucken und vermittels dieser kostenlos die klassische Zeitung am Kiosk bekommen. Damit soll ein weiteres Absinken der Käuferzahlen gedruckter Ausgaben verhindert werden (siehe Statistik, Statista).

Durch die Einbindung des Kiosk-Abos sollen BILD und BILD.de – deren Redaktionen getrennt arbeiten – zu einem Verbund zusammengeschlossen werden. Donata Hopfen, die Geschäftsführerin von BILDdigital, erklärt dazu: „BILDplus ist ein Paradigmenwechsel hin zu einer Bezahlkultur für journalistische Inhalte im Internet. Wir schaffen ein BILD-Marken-Abo für alle Kanäle und Endgeräte und bauen damit unsere Marktführerschaft aus.“

Exklusivität ist tot. Es lebe die Exklusivität!

Das neue Paywall-System hat die Axel Springer AG in einer langerwarteten Veranstaltung am 27. Mai bekannt gegeben. Dass es kommen würde, war abzusehen. Nicht zuletzt wegen der Vorhersagen, die der BILD-Chefredakteur Kai Diekmann zuvor medienwirksam twitterte. Dessen Eintauchen in den Start-up-Geist des Silicon Valley geht nach nun neun Monaten dem Ende entgegen. Dort eröffnete sich Diekmann neben der Idee, Ideen zu teilen, auch die Erkenntnis, Exklusivität sei in der digitalen Welt passé. Dem entgegen steht ein exklusives Recht, dass Axel Springer ab Sommer zusätzlich in das neue Modell einbauen will: Bundesliga-IPTV-Übertragungen.

Schon im April sicherte sich das Medienhaus für rund 20 Millionen Euro die Netzverwertungsrechte für vier Spielzeiten ab der kommenden. So kann via BILD.de bereits vor Ausstrahlung der Sportschau audiovisuell über die Bundesliga berichtet werden. Wie viele Interessierte der geringe zeitliche Vorteil reizen wird, sich Durchlass durch die Paywall zu erkaufen, wird die Zukunft entscheiden. Zumindest bereitet die Axel Springer AG sich intensiv auf sie vor. Wie auch sonst, als führendes digitales Medienunternehmen.

Axel Springer’s Famous Garage:

Marcel Knöchelmann

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