Werden Zeitungsverlage ihre Print-Produkte bald nur noch im Keller vorfinden? Bill Gates prophezeite bereits 1990 das Ende der Zeitungen für das Jahr 2000. Eine Null-Nummer, diese Aussage. Aber wie sieht es heute, 16 Jahre später, aus?
Ein Leben ohne gedruckte Zeitungen ist für viele Konsumenten kaum vorstellbar und für andere wiederum kaum von Bedeutung. Warum auch? Schließlich gibt es jetzt die digitale Welt, die durch mehr aktuelle, individuelle Informationen zu einem geringeren Preis der Print-Branche den Rang abläuft. Informationen können dort schnell und einfach mit zusätzlichen multimedialen und interaktiven Funktionen abgerufen und kommentiert werden. Die langjährigen Zeitungsleser jedoch lieben es, am Frühstückstisch oder auf der Couch, schön gemütlich die Zeitung „frisch aus dem Briefkasten“ aufzuschlagen. Nun soll man ständig ein elektronisches Gerät benötigen, um an Informationen zu kommen. Informationen, die ein jeder ins Netz stellen kann. Ist hier noch die Rede von einem glaubwürdigen und seriösen Content? An diesem sind die Leser zumindest noch sehr interessiert. Laut ARD/ZDF-Studie-Massenkommunikation lesen immerhin ca. 47 Millionen Deutsche jeden Tag mindestens 23 Minuten Tageszeitung. Kein schlechtes Ergebnis bei einer täglichen Mediennutzung von 9,5 Stunden, welche im Jahr 2015 vor allem mit Konkurrenzmedien wie Fernsehen, Internet und Radio geteilt wird.
Alle Kanäle bedienen
Das gedruckte Wort ist also auch in den nächsten Jahren unverzichtbar. Zumindest lässt es sich so für die Digital Natives, die heute 14 bis 29-Jährigen, vermuten. Unter ihnen wird es immer welche geben, die ihre Zeitung auch gedruckt lesen, schließlich haben sie es in Kindesjahren noch so kennengelernt. Aber was ist mit der darauffolgenden Generation, den Mobile Natives? Diese Kinder begegnen uns eigentlich fast überall mit mobilen Geräten in der Hand. Das sind halt wahre „Smombies“, sagt man in der heutigen Jugendsprache. Wird bald alles nur noch auf der Online-Ebene ablaufen? Können Zeitungsverlage dann einpacken oder sollten sie von jetzt an ihre Kampfstrategie – Reichweite erlangen – nur noch in der digitalen Welt bestreiten? Eckhard Baumbach, Verlagsleiter des SonntagsWochenBlattes in Torgau, gibt auf diese Frage ein eindeutiges Nein. „Lesergewohnheiten sind unberechenbar, es wird immer Menschen geben, die auch das gedruckte Wort lesen. Um eine lokale Vernetzung wie in unserem Geschäftsmodell zu erreichen, muss ein Verlag alle Kanäle bedienen. Nur so kann er seiner Aufgabe, Sender und Empfänger zusammenzubringen, gerecht werden. Das Digitale und das Gedruckte sollen sich nicht duellieren, sondern sich gegenseitig ergänzen. Ganz nach dem Motto: das neue Tun, ohne das Alte zu lassen.“
Verlage stellen sich breiter auf
Verlage werden also weiterhin wichtig auf dem Markt sein, um Inhalte seriös aufzubereiten. Es ist eine gute Strategie, auch in Zukunft auf beide Pferde zu setzen. Im Vordergrund könnte die Vermarktung des digitalen Contents und die Entwicklung neuer digitaler Geschäftsmodelle sein, ohne die Printprodukte zu vernachlässigen. Viele Verlage haben schon jetzt Ihr Portfolio auf Produkte wie Apps, Web-Dienstleistungen und Veranstaltungen erweitert, um die Verluste im Print auszugleichen. Wir dürfen gespannt sein, wie sich die neue, moderne Welt weiter entwickelt. Wer weiß, vielleicht ist es in ein paar Jahren wertvoll, eine gedruckte Zeitung zu Hause auf dem Tisch liegen zu haben.
Autorin: Nicole Steeg