Buchrezension zu Anne Freytags „Den Mund voll ungesagter Dinge“

Autorin: Johanna Seifert

 

Juni ist Pride Month. Und anlässlich dessen möchte ich Euch zum monatlichen Rezi-Mittwoch ein Buch vorstellen, welches das Thema Sexualität, Selbstfindung und das Hinterfragen der eigenen Identität sehr schön ins Licht rückt.

Der Liebesroman „Den Mund voll ungesagter Dinge“ erschien am 6. März 2017 beim Heyne-Verlag und umfasst 395 Seiten. Geschrieben wurde das Buch von der deutschen Autorin Anne Freytag, welche unter anderem für Bücher wie „Mein letzter bester Sommer“ und „Nicht weg und nicht da“ bekannt ist.

Und das erwartet Euch im Buch:

„Wer bin ich? Das ist die Frage, auf die Sophie einfach keine Antwort findet. Sie ist 17. Sie ist einsam. Und sie sucht nach einer Schublade, in die sie passt. Nach ihrem Platz im Schutz der Menge, aus der sie aber gnadenlos heraussticht. […]

Sophie hat mit Jungs geschlafen – zu früh und mit den Falschen -, aber letztlich hinterließen sie mehr Leere als Liebe. Liebe. Davon versteht Sophie sowieso nicht viel. Wie auch, wenn der Mensch, der sie bedingungslos hätte lieben müssen, unmittelbar nach ihrer Geburt abgehauen ist. Und als wäre das noch nicht genug, lässt sie nun auch ihr Vater im Stich. Er entscheidet, dass sie kurz vor Sophies Abitur von Hamburg zu seiner Freundin nach München ziehen. […]

Doch dann taucht Alex auf: das Nachbarsmädchen mit der kleinen Lücke zwischen den Zähnen, den grünen Augen und dem ansteckenden Lachen. Zum ersten Mal hat Sophie das Gefühl, dass auch ihr Leben voller Leichtigkeit sein könnte – wenn sie sich nur traut…“

Freytags Schreibstil macht es möglich, dass man sich als Leser:in sofort mit Sophie verbunden fühlt. Sei es ihre Gedankenwelt oder die Gefühle gegenüber anderen. Ich selbst saß mehr als nur einmal vor dem Buch und konnte mir ein Grinsen oder Lachen nicht verkneifen.  Durch eine gute Mischung aus Jugendsprache und altersbezogenen Themen, aber auch einer sehr ernsten und fast schon melancholischen Ansicht über ihr eigenes Leben, wird einem sofort bewusst, in was für einer Welt Sophie sich gefangen fühlt.

Während Sophie eher mit düsteren Gedanken und der Suche nach sich selbst zu kämpfen hat, wirkt Alex dagegen, wie das komplette Gegenteil. Glücklich in einer festen Beziehung, immer froh und lebendig. Doch je weiter die Geschichte der beiden vorangeht, merkt man doch, dass nicht alles so ist, wie es scheint und auch Alex gegen einige Dämonen zu kämpfen hat.

Aufgrund der Tatsache, dass es sich bei diesem Buch um einen Liebesroman handelt, war mir von Beginn an bewusst , dass es eine Form eines Happy Ends geben würde. Jedoch war mir auch klar, dass es der Weg zu jenem Happy End sein wird, der das Besondere darstellen würde. Und ich habe mich nicht geirrt.

Mir gefällt besonders, dass die Frage nach der eigenen Sexualität im Falle Sophies nur einen Teil ihrer Identität ausmacht und nicht ihre gesamte Persönlichkeit. So hinterfragt sie nicht nur ihre Sexualität, weil dort plötzlich eine Person ist, für die sie Gefühle hegt, sondern auch ihr allgemeines Verhalten, ihre Denkweise darüber, wer sie ist und wer sie sein möchte. Besonders der innere Kampf um die Frage, ob man selbst normal ist und ob man nicht besser damit wegkommt, in die Norm reinzupassen, hat mich sehr berührt.

Während Themen angesprochen wurden, die doch sehr emotional waren, wurde gekonnt ein guter Ausgleich mit kleinen Schmunzlern, ausgelöst durch das Verhalten der kleinen Brüder Sophies oder auch des Familienhundes Carlos, geschaffen.

Insgesamt bin ich voll und ganz von diesem Buch, seiner Geschichte, den Protagonisten und Protagonistinnen begeistert und würde es auch noch ein zweites Mal lesen. Meiner Meinung nach eine absolute Empfehlung für alle Liebesromanliebhaber:innen, aber auch ein schönes Buch für jemanden, der gerne einen seichten Einstieg in LGBTQIA+-Literatur sucht.

Quelle: Freytag, Anne (06.03.2017): Ein Mund voll ungesagter Dinge; 2. Auflage, Heyne, München.

 

 

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