Die Zeit rast und steht nicht still. Bald ist schon wieder Oktober. Das heißt die Frankfurter Buchmesse steht nicht mehr allzu weit in den Sternen. Doch schon am Vortag des Messebeginns findet eine besondere Veranstaltung statt – die Technologie-Konferenz CONTEC zum internationalen Publishing. Verschiedene Workshops und Vorträge werden über die Branche gehalten. Die junge Plattform pentian.com ist das Hauptthema eines solchen.
Pentian wurde vor ungefähr einem halben Jahr in Spanien gegründet und ist eine Crowdfundingplattform. Autoren können sich registrieren und mithilfe einer online Kampagne ihre Werke publizieren. Die Finanzierung wird hierbei von Nutzern der Plattform übernommen, oft Privatpersonen, die für sie attraktiv wirkende Projekte mit Geld unterstützen. An sich ist dies nichts Neues, denn es gibt einige solcher Crowdfundingseiten und Angebote für Selfpublisher, die soetwas anbieten. Doch Pentian macht den Unterschied: Unterstützer werden am potentiell eintreffenden Gewinn beteiligt.
Wie funktioniert Pentian?
Wenn der Autor seine Idee veröffentlicht hat, bleiben ihm zwei Monate um den gesetzten Zielbetrag, der die angenommenen Kosten decken soll, zu erreichen. Das Buch selbst muss nicht druckfertig vorliegen, sondern kann innerhalb von neun Monaten nach erfolgreich abgeschlossener Kampagne fertiggestellt werden. Die Unterstützer fungieren hierbei als Investoren. Während der Finanzierungsphase stellen sie ihr Geld zum Erreichen des Ziels zur Verfügung. Im Gegensatz zum „normalen Schwarmfinanzieren“ erhalten sie jedoch nicht nur eine Leistung, das „repräsentative Danke“, die an den zu gebenden Beitrag gekoppelt ist. Ist das Buch publiziert und wird verkauft, erhalten sie zusätzlich einen vorher festgelegten Anteil des erzielten Gewinns. Im Standardfall liegt dieser bei 50 Prozent, der je nach Beteiligungsgrad auf die Investoren verteilt wird. 40 Prozent des Gewinns erhält der Autor. Die übrigen 10 Prozent hingegen fordert Pentian für die Dienste der Plattform und die Kostendeckung ein. Sollte der Zielbetrag hingegen nicht erreicht werden, so fallen keine Kosten oder Verluste für Unterstützer an. Nach zwei Monaten ist es dem Autor sogar wieder möglich dasselbe Projekt – nach einer hoffentlich stattgefundenen Überarbeitung – wieder freizugeben.
Hierbei übernimmt Pentian einen Großteil der Funktionen eines Verlags. Sie organisieren die Herstellung, die standardmäßig E-Book und Print on Demand umfasst, sowie die ISBN Vergabe, die Rechtsvertretung des Werks und die Gewinnverteilung. Hinzu kommt die Präsentation des Buchs auf einer Vielzahl von Verkaufsplattformen wie Amazon, Google Play, Apple und iBooks, um für eine flächendeckende Distribution zu sorgen. Pentian.com verbindet somit das Angebot von „traditionellen“ Selfpublishing- und Crowdfundingplattformen.
Diese Leistungen erhält der Autor jedoch nur im Austausch gegen Rechte. Zwölf Monate darf das publizierte Buch nur durch Pentian vertrieben werden. Nach dieser Zeit erhält der Autor zwar alle Rechte zurück, aber zwei weitere Jahre ist Pentian die Distribution erlaubt. Dies kann als Sicherheit für die Investoren und natürlich Pentian selbst gesehen werden, da diese mindestens drei Jahre Einkünfte generieren können, sollte sich das Buch verkaufen.
Die Möglichkeiten?
Die Kombination beider Geschäftsmodelle erleichtert Autoren die Publikation ihrer Werke, deren Entstehung mit hohen Kosten verbunden ist. Zahlungsintensive Vorgänge zur Informationsbeschaffung, Anwerbung von Hilfskräften oder die bloße zeitliche Beanspruchung, bei der keiner Berufstätigkeit nachgegangen werden kann, können Projekte scheitern lassen. Diese Probleme treten vor dem materiellen Herstellungsprozess des Buchs auf und werden deshalb von Selfpublishingplattformen nicht bewältigt. Crowdfunding hingegen unterstützt Autoren hierbei, da sie das benötigte Geld erhalten. Bei der Distribution und Herstellung des ausgereiften Produkts bleibt der Autor aber auf sich allein gestellt. Auf Pentian publizierte Bücher haben für die Beteiligten eine potentiell starke Profitaussicht. Die hohe Gewinnbeteiligung fördert die Bereitschaft Projekte zu unterstützen und somit ein schnelles Erreichen des Zielbetrags. Die Investoren müssen nicht mehr am Produkt selbst interessiert sein, sondern können rein aus rein wirtschaftlichen Motiven handeln. Dies lässt Verlagen theoretisch die Option offen, sich ebenfalls innerhalb dieser Plattform zu engagieren, Skripte anzusehen und auf erfolgreiche Autoren aufmerksam zu werden, mit denen sie sofort geschäftlich in Kontakt treten können.
Dennoch vermute ich, dass dieses Konzept nicht über Nacht den Selfpublishing-Markt oder gar die gesamte Branche umkrempeln wird. Autoren haben durchaus bewiesen, dass sie selbstständig Publikation und Geldbeschaffung organisieren können, selbst wenn diese nicht zusammen angeboten werden. Plattformen wie Epubli und Kickstarter haben sich langsam eine Stammnutzerschaft erarbeitet, die nicht sofort zur neusten Erscheinung wechseln wird. Bevor große Erfolge erzielt werden können, muss Pentian Fuß fassen und weltweit Menschen für sich gewinnen.
Die Veranstaltung am 7. Oktober 2014, bei der Mitgründer Enrique Parrilla sprechen wird, könnte der erste Schritt sein.
Autor: Jonas Jorek