Im Herbst letzten Jahres startete Dirk von Gehlen, der Autor des Buches Mashup (Suhrkamp), ein Experiment. Eine „Salonöffentlichkeit“ sollte am Entstehungsprozess seines neuen Buches „Eine neue Version ist verfügbar“ (ENVIV) teilhaben. In den letzten Tagen ist das Buch in Druck gegangen und das Experiment wurde mit einer Tagung in Tutzing abgeschlossen. Von Sabrina Richter
Verbesserungsvorschläge aus der Salonöffentlichkeit
Ein Buch kaufen, bevor es überhaupt geschrieben wurde? 350 Leser und Leserinnen haben genau das getan, indem sie das Projekt „Eine neue Version ist verfügbar“ auf der Crowdfunding- Plattform Startnext unterstützten. Auf diese Weise erwarben sie nicht nur das Buch, sondern auch das Privileg, Teil des Entstehungsprozesses zu werden.
Der Autor Dirk von Gehlen verschickte seine Versionen an die, wie er sie bezeichnet, „Salonöffentlichkeit“ der Leser und Leserinnen, die mit Hinweisen und Verbesserungsvorschlägen antworteten. Auf diese Weise entspann sich ein Dialog zwischen ihnen, der zielführend sein sollte. ENVIV wollte auf diesem Wege nicht nur von der „[…] Idee, Kultur nicht mehr nur als Produkt zu sehen, sondern als Prozess zu verstehen, […]“ berichten, sondern sie auch praktisch anwenden, wie es auf buchreport.de beschrieben wird.
Crowdfunding-Konzept als Konkurrenz für klassische Verlage?
In diesen Tagen fand das Experiment seinen Abschluss. Wie auf der Homepage des Projektes ENVIV berichtet wurde, geht das Buch demnächst in den Druck und im Laufe des Monats erhält jeder „Unterstützer“ ein Exemplar. Am vergangenen Wochenende fand in der evangelischen Akademie Tutzing die Abschlusstagung statt, im Rahmen derer verschiedene Themen, die im Zusammenhang mit dem Buch stehen, Gegenstand diverser Vorträge und Diskussionen waren.
Der Erfolg eines solchen Experimentes kann richtungsweisend sein. Wird demnach in Zukunft das klassische Verlagswesen einen weiteren starken Konkurrenten im Crowdfunding erhalten oder gar durch dieses Konzept verdrängt werden? Auch über diese Frage diskutierte man rege auf der Tagung in Tutzing. Erste Reaktionen wie auf dem Krautreporter Blog zeigen, dass Dirk von Gehlen, Crowdfunding lediglich als Ergänzung ansieht. Wie die endgültige Antwort auf die Frage lautet, bleibt abzuwarten.
Dirk von Gehlen im Gespräch über die Chancen und Risiken des Crowdfunding: