Das tun, was einem wirklich am Herzen liegt, wovon man begeistert ist. Entscheidungen frei treffen, unabhängig sein. Das alles steht für einen Independent- Verlag. Das alles steht für den Mairisch Verlag aus Hamburg.
Obwohl der Name „Mairisch“ eher durch einen Zufall entstanden ist und ausschließlich für die Gründer selbst eine Bedeutung hat, kommt man nicht umhin darüber zu schmunzeln. Aus dem Hessischen übersetzt spricht man hier nämlich von „Unkraut“. Doch mit Unkraut hat dieser Verlag nur eines gemeinsam – er wächst. Und er hat sich mittlerweile stark in der Verlagswelt etabliert.
Wie fing alles an?
Schon seit ihrer Kindheit kennen sich die drei Gründer Peter Reichenbach, Blanka Stolz und Daniel Beskos. Mitte der Neunziger Jahre vereinten sie, inspiriert von Literaturevents und Poetry Slams, ihre gemeinsamen Interessen, um Lesungen in einem hessischen Kulturzentrum zu veranstalten. Die Idee kam bei den Besuchern gut an, die entsprechenden Einnahmen blieben jedoch vorerst aus. Es sollte ja auch ein Hobby bleiben. Oder etwa doch nicht?
Schnell wurde klar, dass aus dem Projekt der drei Studenten mehr werden könnte. Die Idee, 1999 einen Verlag zu gründen, wurde jedoch frei aus dem Bauch heraus entschieden und enthielt zunächst keine großen Erwartungen an die Zukunft.
Was bietet der Verlag?
Das Verlagsprogramm ist vielfältig und zeigt auch hier: Sie machen das, was ihnen am Herzen liegt. Belletristik, Erzählbände, Comics im Buchformat, sogenannte „Graphic Novels“, immer mit dem Augenmerk auf zeitgenössische Literatur junger deutscher Autoren und ganz wichtig auch – Debüts.
Später holt der Verlag auch die Hörspielanthologien „pressplay“ ins Boot. Eine damalige Einzigartigkeit in der Verlagswelt. Hier werden Stücke der freien Hörspielszene vereint und gebündelt veröffentlicht. Und auch das sollte noch nicht alles gewesen sein. Denn ebenso die Zusammenarbeit mit Musikern ist eine wichtige Option für den kleinen Verlag aus Hamburg.
Wow, ganz schön viel. Wie funktioniert da der Vertrieb?
2005 entschied sich der Verlag die Werke auch über den Buchhandel zu vertreiben, und wenig später eröffnete er mit dem Label „Devil Duck Records“ ein Ladenlokal unter dem Namen „About Songs and Books“, wo nicht nur eigene Bücher und Schallplatten, sondern auch ausgewählte Lieblingsstücke anderer Labels verkauft werden sollten. Außerdem finden hier regelmäßig Lesungen, Konzerte, Lesekonzerte, Ausstellungen und Vorträge statt. So muss nicht jedes Mal extra eine Location gemietet werden – ziemlich clever! Wenn das mal nicht wieder ein Zeichen der Unabhängigkeit ist.
Was macht den Verlag noch so sympathisch?
Es geht nicht darum, wie viel, sondern was verkauft wird. Ein Verlag mit Herz, der seine Autoren, Musiker und Illustratoren schätzt und ihnen ein Rundum-Sorglos-Paket bietet. Ein Verlag, der sich eine wichtige Sache als Ziel gesetzt hat- weiterhin unabhängig zu bleiben. I like.
Autorin: Sophie Rothe