Interview
Das Z2X Festival 2016 in Berlin ist entstanden, weil die ZEIT ONLINE gern ihren zwanzigsten Geburtstag feiern und alle 2X-Visionäre einladen wollte. Doch daraus ist mittlerweile so viel mehr geworden! Eine Z2X-Community, ein Stammtisch in Berlin und jetzt die regionalen Ableger des Festivals. Am 21. April 2017 fand in Leipzig das Z2X³ in passendem Ambiente in der Hochschule für Grafik und Buchkunst statt. Ein gelungener Abend mit wunderbaren Ideen, vielen interessanten Begegnungen und spannenden Blitzvorträgen, Frag-mich-alles-Runden sowie Workshops. Natürlich kam auch das leibliche Wohl bei Brezeln, Bier und Bio-Limonade nicht zu kurz!
Ihr werdet euch jetzt sicherlich fragen, was ein Festival-Angebot mit Verlage der Zukunft gemein hat. Die nachfolgenden Zeilen werden es euch verraten!
Viele Zeitungen taumeln in der Krise. Junge Menschen lesen nicht, heißt es da, junge Menschen leben nur online und vergessen das reale Leben – und die Printzeitungen. Aber dem ist nicht so. Die Autorin dieses Artikels liest seit einigen Jahren ZEIT ONLINE wie auch in unregelmäßigen Abständen die Printausgabe der ZEIT. Dass die Medien- und Informationslandschaft sich verändert, ist offensichtlich, die Krise nistet sich ein, wenn niemand sich auf den Wandel einstellt. Die ZEIT ONLINE hat jetzt mit ihrem Z2X-Festival darauf reagiert. Es braucht Nähe zu den Kunden, vor allem zu den jungen Menschen. Die kann über ein digitales Angebot im Netz, aber eben auch durch ein Festival hergestellt werden. Darüber hinaus erreicht ein Festival eine andere, persönlichere Ebene als eine reine Online-Community: Verbindlichkeit, Nahbarkeit, Empfindungen, um nur einiges davon zu nennen. Das ist es, was auch das Zeitfestival geschafft hat. Menschen zusammenzubringen und sie für gesellschaftliche Themen sowie die Sichtbarmachung dieser zu begeistern. Darum sollte es den Zeitungen und Verlagen gehen. Denn hier kann die Zeitung in Form eines Festivals wieder (auf)leben!
Neue Geschäftsmodelle braucht die (Zeitungs)Welt
Die ZEIT beschreitet mit dem Z2X neue Wege. Auch wenn der Anlass des Festivals ein anderer war, das Z2X hat das Potenzial sich zu etwas Neuem und Innovativem zu entwickeln. Interaktiv, jung und kollaborativ.
Mit dem Ende der Gutenberg-Ära verändert sich zunehmend auch die Mediennutzung und -wahrnehmung. Wir – die Generation 2X – nehmen Informationen anders auf als noch die Generationen zuvor. Für uns sind Nachrichten allgegenwärtig. Überall Text und Information. Bilder und Emotionen. All das strömt auf uns ein… Wie wir diese Mengen filtern, ist eine große Frage. Wo wir unsere Informationen und in welchm Format wir sie beziehen, ist ein ebenso wichtiges Thema.
Wie Zeitungen uns als Zielgruppe gewinnen können, da ist die ZEIT ONLINE mit dem Z2X auf dem richtigen Weg. Hier können wir als junge Generation nicht nur mit der (gedruckten) Zeitung in Berührung kommen, sondern auch mit den verschiedensten Themen und Menschen. Das trifft den Nerv unserer Generation! Und ZEIT ONLINE hat natürlich auch Vorteile: schließlich kann so Marktforschung und Kundenbindung an einem Ort stattfinden. Für beide Seiten ein gelungenes Format!
So bleibt nur zu wünschen, dass sich auch andere Zeitungen und Verlage mehr um die junge Generation bemühen. Sei es mit Festivals, Online-Communities, großen und kleinen Veranstaltungen oder anderen innovativen Geschäftsmodellen.
Nach einem gelungenen Z2X³ in Leipzig zum Interview mit Nele Luise Fritzsche
Glück hatte die Autorin, dass die Festivalleitung Nele Luise Fritzsche trotz eines anstrengenden Tages und reichlich Arbeit kurz vor dem Festivalende noch zu einem kleinen Interview bereit war. Damit wollen wir euch jetzt die wichtigsten Fragen zu Z2X beantworten.
- Warum gibt es nun regionale Z2X?
Die Begeisterung und das tolle Feedback vom Z2X 2016 in Berlin sowie der ausdrückliche Wunsch der Z2X-Community nach regionalen Veranstaltungen führte die ZEIT ONLINE und die Teilnehmer nach Leipzig, Stuttgart und Essen mit spannenden nationalen wie regionalen Themen.
- Wie kommt ihr überhaupt an die tollen Locations?
Recherche, Recherche, Recherche. Sich zunächst einmal zu überlegen, was passt zum Format und wo kann man das umsetzen. Und dann muss man sich im Team besprechen und Rücksprachen halten, anpassen und dann findet man den richtigen Ort. Für die ideenreiche Zusammenarbeit auf dem Z2X³ in Leipzig war die Hochschule für Grafik und Buchkunst mit ihrem kreativen und freien Geist ein passender Raum.
- Verfolgt ihr alle Projekte und Ideen von den Festivals weiter?
Alle Ideen und Projekte werden beim Z2X wahrgenommen. Aber natürlich gibt es auch diejenigen Projekte, die uns besonders wichtig und interessant erscheinen und die von den Veranstaltern der Z2X-Festivals weiterverfolgt werden.
- Jochen Wegner sagte bei der Begrüßung, dass Du, Nele, als Festivalleitung deine ganze Zeit mit 2ZX verbringst. Stimmt das?
Ja und nein. Es bleibt noch Zeit für andere Dinge, aber natürlich ist für Z2X sehr viel zu tun.
Doch da Nele ohnehin aus dem Event- und Festivalbereich kommt, empfindet sie den Arbeitsaufwand als nicht erdrückend, sondern bereichernd und freut sich, wenn sie sieht, was es für ein gelungener Abend beim Z2X³ in Leipzig war.
- Ist das Z2X möglicherweise ein neues Geschäftsmodell?
Da Nele für die Festivalleitung verantwortlich ist und nicht für ZEIT ONLINE kann sie dazu nicht viel sagen…
Meine Vermutung, dass Festivals für Zeitungen ein neues Geschäftsfeld sein können, sehe ich allerdings doch in der ganzen Veranstaltung bestätigt – und bin selbst davon begeistert! Der Z2X-Geist, der auf dem Festival der neuen Visionäre im September 2016 und jetzt am 21. April wehte, ist mitreißend und kann – überspitzt formuliert – das Ende der Zeitungskrise bedeuten!
An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei Nele für das Interview bedanken, bei dem gesamten Z2X-Team für die tolle Zeit beim Z2X³ in Leipzig und bei der ZEIT ONLINE für den Schritt, den sie mit Z2X geht!
Autor: Saskia Liske