Digitale Schulbücher in Deutschland: Wo stehen wir heute?

Vor zehn Jahren wurde in zwei verschiedenen Beiträgen von Verlage der Zukunft diskutiert, ob und wie digitale Schulbücher den Unterricht in Deutschland revolutionieren könnten. Diese analysierten, dass digitale Schulbücher zahlreiche Vorteile wie interaktive Elemente, personalisierte Lernwege und eine einfachere Aktualisierung von Inhalten bieten. Gleichzeitig wurden Herausforderungen wie mangelnde technische Ausstattung, hohe Kosten und die Skepsis vieler Lehrkräfte thematisiert. Doch wie hat sich die Situation seitdem entwickelt?

Status quo: Digitale Schulbücher zwischen Innovation und Herausforderungen

Heute sind digitale Schulbücher in Deutschland weiter verbreitet als noch vor zehn Jahren. Verlage wie Cornelsen, Westermann und Klett bieten mittlerweile umfangreiche digitale Lehrmaterialien an. Es gibt verschiedene Modelle: von digitalen Reproduktionen gedruckter Bücher bis hin zu interaktiven Lernplattformen mit KI-gestützter Nachhilfe.

Laut einer aktuellen Studie hat sich der Einsatz digitaler Medien im Unterricht zwar erhöht, dennoch bleiben viele Herausforderungen bestehen. Eine der größten Problematiken ist weiterhin die technische Infrastruktur. Zwar haben mittlerweile viele Schulen Zugang zu WLAN, jedoch ist die Ausstattung mit Endgeräten nach wie vor ungleich verteilt. Besonders in ländlichen Regionen gibt es weiterhin große Defizite.

Der DigitalPakt Schule

Mit dem 2019 gestarteten „DigitalPakt Schule“ wurden fünf Milliarden Euro zur Verfügung gestellt, um die Digitalisierung der Schulen voranzutreiben. Ursprünglich sollte dieses Programm Schulen mit moderner Technologie ausstatten und Lehrkräfte im Umgang mit digitalen Medien schulen. Doch die Umsetzung verlief schleppend. Bis 2024 wurden große Teile des Budgets noch nicht ausgeschöpft, da die Antragsstellung und Verteilung der Mittel oft an bürokratischen Hürden scheiterte.

Nun wurde der DigitalPakt 2.0 beschlossen, der weitere fünf Milliarden Euro bis 2030 bereitstellen soll. Neben der technischen Ausstattung liegt der Fokus nun stärker auf der Schulung von Lehrkräften und der Integration digitaler Medien in den Unterricht. Die Hoffnung besteht, dass dadurch digitale Schulbücher besser in den Schulalltag integriert werden können.

Veränderungen der letzten zehn Jahre

Im Vergleich zu 2015 hat sich vor allem die Akzeptanz digitaler Schulbücher verändert. Während damals noch große Skepsis herrschte, haben viele Schulen und Lehrkräfte inzwischen positive Erfahrungen gesammelt. Die Corona-Pandemie war ein Beschleuniger dieser Entwicklung: Fernunterricht und Homeschooling machten deutlich, wie essenziell digitale Lehrmittel sind. Trotzdem gibt es weiterhin Bedenken hinsichtlich der Datenschutzbestimmungen und der Finanzierung langfristiger Lizenzen.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Diversifizierung der digitalen Schulbücher. Es gibt mittlerweile nicht nur klassische digitale Versionen gedruckter Bücher, sondern auch interaktive und adaptive Lernplattformen, die auf die individuellen Bedürfnisse der Schüler:innen eingehen. Besonders interessant sind Open Educational Resources (OER), die frei zugänglich sind und neue Möglichkeiten für eine demokratisierte Bildung bieten.

Wohin geht die Reise?

Die letzten zehn Jahre haben gezeigt, dass digitale Schulbücher eine immer wichtigere Rolle im deutschen Bildungssystem spielen. Trotz aller Fortschritte bleibt die Frage, ob der neue DigitalPakt wirklich dazu beitragen kann, die noch bestehenden Probleme zu lösen. Die technische Ausstattung, Lehrerfortbildung und rechtliche Rahmenbedingungen müssen weiter verbessert werden, um digitale Schulbücher wirklich nachhaltig in den Unterricht zu integrieren.

Es bleibt spannend zu beobachten, ob Deutschland in den nächsten Jahren seine Digitalisierungsrückstände aufholen kann oder ob weiterhin strukturelle Probleme die Umsetzung erschweren werden. Sicher ist jedoch, dass digitale Schulbücher gekommen sind, um zu bleiben.

Autorin: Ekaterina Pospolit

Lektorat: Antonia Dorndorf

Quellen:

Bundesministerium für Bildung und Forschung. (2024). DigitalPakt Schule. https://www.bmbf.de/DE/Bildung/Schule/Digitalisierung/DigitalpaktSchule/digitalpaktschule_node.html

Bundeszentrale für politische Bildung (bpb). (2024). Digitale Schulbücher: Chancen und Herausforderungen für den politischen Fachunterricht. https://www.bpb.de/shop/buecher/schriftenreihe/medienkompetenz-schriftenreihe/257621/digitale-schulbuecher-chancen-und-herausforderungen-fuer-den-politischen-fachunterricht/?p=0&utm_source

Bundesregierung. (2024). Digitalpakt 2.0: Digitalisierung von Schulen. Verfügbar unter https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/digitalpakt-2-0-2325422

Cornelsen Verlag. (n.d.). E-Books für den Unterricht. https://www.cornelsen.de/digital/e-books 

Klett Verlag. (n.d.). eBooks: Digitale Schulbücher. https://www.klett.de/inhalt/ebook/154849

Westermann Verlag. (n.d.). BiBox: Die Bildungsplattform. https://www.westermann.de/landing/institutionen/bibox & https://www.bibox.schule/

Statista. (2024). Statistiken zu digitaler Bildung in der Schule. https://de.statista.com/themen/6104/digitale-bildung-in-der-schule/#topicOverview

 

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