Ab in die Schule: Digitale Schulbücher im Test (Teil 1)
Über fünfhundert Schulen in Großbritannien stellen ihren Schülern iPads zur Verfügung. In den USA äußerte Obama im Januar 2012 das ehrgeizige Ziel, bis 2017 jedem Schüler den Zugang zum digitalen Schulbuch zu ermöglichen. Japan begann bereits 2010 mit der verstärkten Einführung digitaler Medien in Grundschulen. Griechenland, die Schweiz, Schweden, Irland – es gibt so viele Beispiele für die digitale Revolution im Klassenzimmer – doch wie sieht es in Deutschland aus?
Der deutsche Markt
Das Produkt digitales Schulbuch wird mittlerweile von vielen deutschen Schulbuchverlagen angeboten: Schroedel, Westermann, Cornelsen, Klett. Die Nachfrage allerdings liegt bisher noch weit darunter. Dagegen gibt es Projekte, die testweise die Nutzung von Tablets, und damit auch die Nutzung digitaler Schulbücher, in den Unterricht integrieren. So lief beispielsweise im vergangenen Schuljahr an der Hermann-Tempel-Gesamtschule in Ihlow das Projekt „Erprobung digitaler Schulbücher“. Ergebnisse des Projektes liegen jedoch noch nicht vor. In einem Interview von 2012 äußerte sich Wolf-Rüdiger Feldmann, Geschäftsführer der Cornelsen Schulbuchverlage, zum Thema: „Wir sind uns sehr sicher, dass der zunehmende Einsatz auch digitaler Komponenten von Bildungsmedien für Unterrichtsprozesse und Lernprozesse effizienzsteigernd sein kann. […] Die Nachfrage danach wächst langsam, stärker auf der bildungspolitischen Ebene als wirklich konkret in Schulen.“ Was aber hemmt den Schwung der digitalen Begeisterung, wenn es in die Klassenzimmer geht?
Treibende Kräfte und Hindernisse
Unterstützung erfahren die elektronischen Lern- und Arbeitsmittel vor allem von zwei Seiten: zum einen von Eltern mit schulpflichtigen Kindern, die die Schulranzen ihrer Kleinen für viel zu schwer erachten. Zum Teil tragen Kinder ein Fünftel ihres eigenen Gewichts auf dem Rücken. Zum anderen von Lehrern, die geeignetes Material für ihre digitale Recherche brauchen, denn die Vorbereitung auf den Unterricht kann Stunden verschlingen.
Problematisch ist die Situation in den Schulen. Es gibt einen Teil unter den Lehrern, die nicht auf digitale Schulbücher umsteigen wollen bzw. die nicht in der Lage sind, dieses Medium zu nutzen. Dies ist mit Ausnahmen auch vom Alter der Lehrkraft abhängig. Dennoch haben ebenso viele junge Lehrer und Lehramtsstudenten Schwierigkeiten beim Umgang mit digitalen Medien im Unterricht, da dies bisher nicht Teil der Lehrerausbildung ist und sie sich Tricks und Kniffe im Selbststudium aneignen müssen.
Neben dem Know-how fehlt dazu an vielen Schulen bislang eine entsprechende Ausstattung. Zu den unerlässlichen Tablets werden Beamer oder Whiteboards in annähernd jedem Raum benötigt. Die derzeitige Standardausstattung ist Tafel und Kreide plus eine Auswahl beweglicher Geräte wie Computer, Fernseher, Beamer oder CD-Player, deren Nutzung in Rücksicht auf andere geplant und angekündigt sein sollte. Der BITKOM hat dazu eine Befragung durchgeführt, nach der ein großer Teil der Lehrer die Ausstattung in den Schulen bemängeln und ein überwiegender Teil sich mehr Weiterbildungen wünscht.
Eine Zusammenfassung der Ergebnisse der Befragung finden Sie hier.
Der zweite Teil über die digitalen Schulbücher in Deutschland erscheint am Donnerstag, den 15.01.2015!
Autor: Franziska Mahr