Ein etwas anderer Bericht – Lesung mit Babet Mader

Bericht

 

Der Weltuntergang steht kurz bevor. Dieser festen Überzeugung waren am Donnerstagabend meine Kommilitoninnen und ich, als wir aus dem Fenster der BuMerang, der Campusbuchhandlung der HTWK Leipzig blickten, und pechschwarze Wolken sahen. Blitze zuckten durch den Himmel, Donner grollte in der Ferne und heftiger Wind und Regengüsse machten das Unheil perfekt. Warum wir bei diesem Wetter und zu der Uhrzeit – der Regen setzte schließlich erst gegen Abend ein – noch in der BuMerang waren, fragt sich jetzt vielleicht der eine oder andere.

Eigentlich wollten wir an diesem Abend unsere allererste Veranstaltung, eine Autorenlesung mit Babet Mader , durchführen, doch diese fiel buchstäblich ins Wasser. Nicht nur die Deutsche Bahn und viele Reisende wurden an diesem Abend Opfer des Unwetters.

 

Ein fast perfekter Plan

 

Die BuMerang bereit für die Lesung, © Judith Plötz

Unser ursprünglicher Plan war es, am Donnerstagabend des 22. Junis eine kleine Lesung in der Campusbuchhandlung BuMerang durchzuführen. Für alle, die bisher nur Bahnhof verstehen und sich fragen, was ein Bumerang denn mit einer Buchhandlung und der HTWK zu tun hat, folgt hier die kurze Erklärung: während des Studiums haben wir die Möglichkeit, im Rahmen des Schwerpunktmoduls Buchhandelsmanagement selbst eine Buchhandlung zu leiten, die BuMerang. Sie befindet sich im dritten Stock des Lipsius Baus und ist während der Vorlesungszeit in der Mittagspause (12:45-13:45 Uhr) geöffnet. Und zum alltäglichen Betrieb einer Buchhandlung gehört es eben auch, Veranstaltungen, meist Autorenlesungen, zu organisieren.

Dieser Aufgabe haben sich vier von uns aus dem zweiten Fachsemester in Buchhandel/Verlagswirtschaft gestellt. Anfang Mai fand hierzu das erste Treffen statt und wir haben darüber gesprochen, wie man denn eine Lesung organisiert, wen wir einladen wollen und wie man mit einem festen Budget plant. Dabei bekamen wir natürlich auch ein wenig Unterstützung von den Kommilitonen aus dem vierten Fachsemester, die bereits Erfahrung damit haben.

 

Nach einigen Treffen, vielen Mails an Verleger und Autoren, stand unsere Entscheidung Mitte Mai dann fest: Wir wollten Babet Mader einladen, damit sie aus ihrem Debütroman hungrig vorliest, der 2012 beim Open House Verlag erschienen ist. Der Roman erzählt vom Leben eines Mittzwanzigers, der noch versucht, sich an das Erwachsensein zu gewöhnen. Da der Roman auch den Ton unserer Generation trifft, erschien er uns besonders passend, zählen doch zu unserer Zielgruppe hauptsächlich Studenten. Diese stehen meist am Anfang ihrer Zwanziger und können sich gut mit der Sprache und dem Inhalt des Romans identifizieren. Wer interessiert ist, kann hungrig noch immer beim Buchhändler seines Vertrauens oder direkt beim Verlag erwerben.

 

Nachdem wir uns nun für eine Autorin und einen Termin entschieden hatten, ging es darum, ordentlich Werbung zu machen, damit wir möglichst viele Gäste anziehen. Wir haben Flyer und Plakate entworfen und drucken lassen, um diese zu verteilen. Weiterhin haben wir auf Facebook und der Veranstaltungsseite der Hochschule geworben. Danach haben wir uns noch um das Catering gekümmert, Stühle organisiert und am Tag der Lesung aufgebaut. Wir hatten ein gutes Gefühl und dachten, dass nichts mehr schief gehen könnte. Was wir im Mai, als wir den Termin festgelegt hatten, noch nicht wissen konnten, war, dass ausgerechnet an diesem Tag die perfekten Bedingungen für ein starkes Gewitter herrschen würden.

 

Die nicht ganz so perfekte Umsetzung

 

Es kam dann also, wie es kommen musste: der Beginn der Veranstaltung war für 19:30 Uhr angesetzt und gegen 18:00 Uhr begann das Spektakel vor unserem Fenster. Wie gesagt: Blitze, Donner und Regengüsse, wie das bei einem Gewitter nun mal so üblich ist. Unsere ganz realistische Einschätzung war: „So ein Mist, bei dem Wetter geht doch niemand vor die Tür!“ Die nächste Stunde verbrachten wir damit, immer wieder nervöse Blicke aus dem Fenster zu werfen und uns zu überlegen, was wir machen, wenn denn nun wirklich niemand kommt.

 

Wobei niemand nicht so ganz richtig ist, denn Rainer Höltschl, Lektor beim Open House Verlag, hatte seine Teilnahme an der Veranstaltung zugesichert. Beruhigt hat uns diese Tatsache nicht unbedingt, eher nur noch mehr verunsichert. Was macht es denn für einen Eindruck auf, wenn niemand kommt, Wetter hin oder her?

 

Auch unsere Autorin blieb vom Wetter nicht verschont. Sie ist extra aus Berlin angereist, stand unter diesen Umständen – nicht nur in Leipzig ging die Welt unter – im Stau und wenn sie fahren konnte, dann nur mit 30 km/h. Trotz der Witterungsverhältnisse hat sie es pünktlich zu uns geschafft, genauso wie die zwei Besucher, die sich nicht vom Regen abschrecken ließen und unserer Lesung beiwohnten.

 

Ja, richtig gelesen: zwei Besucher. Wir waren dann doch ein wenig enttäuscht, auch wenn wir zu diesem Zeitpunkt keine großen Hoffnungen mehr hatten. Jetzt stellte sich nur noch eine Frage: Was tun? Ursprünglich war geplant, dass die Veranstaltung circa 90 Minuten dauern sollte, aber ergibt das so viel Sinn so lange, für nur zwei Zuhörer zu lesen? Eine Entscheidung musste gefällt werden. Allerdings nicht von uns, haben wir bereits vorher gemeinschaftlich beschlossen, sondern von Babet Mader selbst. Schließlich war sie diejenige, die lesen „musste“.

Babet Mader liest aus „Hungrig“, © Judith Plötz

Letztendlich hat sie dann ungefähr eine halbe Stunde aus hungrig vorgelesen und als Abschluss noch ein paar Fragen beantwortet, die hauptsächlich von unserer Seite kamen. Schließlich hatten wir in Vorbereitung auf die Lesung natürlich auch das Buch gelesen. Insgesamt hat Babet Mader die ganze Situation sehr sportlich genommen, sie ist ja selber durch den Sturm gefahren und war auf eine geringe bis nicht vorhandene Teilnehmerzahl eingestellt. Und auch Herr Höltschl wirkte zum Schluss zwar nicht unbedingt zufrieden aber immerhin gelassen. An dieser Stelle möchten wir Herrn Höltschl und vor allem Babet Mader noch einmal ganz herzlich für ihr Kommen und die Zusammenarbeit danken.

 

Und das Fazit?

 

War es ein erfolgreicher Abend?

Ich muss zugeben: Leider eher nicht.

 

Haben wir etwas daraus gelernt?

Auf jeden Fall! Wir haben gelernt, wie man eine Veranstaltung plant, organisiert und durchführt und was noch viel wichtiger ist, wie man Konflikte und Probleme meistert. Unsere Erfahrungen werden uns auf jeden Fall bei zukünftigen Lesungen weiterhelfen. Hoffentlich macht uns Mutter Natur dann nicht wieder einen Strich durch die Rechnung.

 

Autor: Linda Pollack

 

 

 

 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert