In diesem Artikel würden wir gerne ein Experiment vorstellen, welches wir, zwei Studentinnen, im Rahmen von Verlage der Zukunft durchgeführt haben. Wir fanden die Überlegung interessant, wie gut die KI im Thema Marketing agieren kann. Wir wollten uns in dem Experiment mit der Fantasy-Reihe Throne of Glass der Autorin Sarah J. Maas befassen. Unsere Idee war es der KI die Aufgabe zu erteilen uns Marketingstrategien für eine Neuauflage mit neuen Covern zu machen. Denn wir wissen nicht, wie ihr das seht (sagt es uns gern in den Kommentaren), aber die jetzigen deutschen Cover sind unserer Meinung nach nicht gerade die schönsten. In diesem Artikel wollen wir einen kurzen Überblick über unsere Herangehensweise an diese Aufgabe bieten.
Herangehensweise
In einer Vorlesung unseres Moduls Konzeption von Elektronisches / Social Media-Publikationen hatten wir die Möglichkeit einem Vortrag des KI-Experten Alexander Pinker beizuwohnen. Seine Tipps waren eine hilfreiche Stütze für unser Experiment. Er ist insbesondere auf die richtige Anwendung von Prompts eingegangen.
Prompts sind Anweisungen, die man der KI gibt, welche vor allem in Textform übermittelt werden. Man kann sie jedoch auch als visuelle oder Audiosignale kommunizieren. Die Prompts sind die ausschlaggebende Kommunikation zwischen Mensch und KI. Deshalb hat er uns ein paar Tipps an die Hand gegeben, um in der Lage zu sein, effiziente Prompts zu schreiben.
Es ist zum Beispiel hilfreich, sich eine Persona auszudenken, in die sich die KI hineinversetzen soll. Außerdem ist es sinnvoll ein Ziel zu definieren, dass bei der Aufgabenstellung erfüllt werden soll. Und dabei kann es helfen kleinschrittig vorzugehen und immer wieder auf den bereits erhaltenen Ergebnissen der KI aufzubauen. Ebenso helfen Einschränkungen wie die Aufforderung zur Darstellung der Ergebnisse: Soll die KI die Ergebnisse als Stichpunkte aufzeigen oder in Text- oder Tabellenform?
Umsetzung und Ergebnisse
Wir orientierten uns an diesen Tipps und begannen mit einem ersten kleinen Schritt: Wir forderten die KI mit unserem Prompt auf uns stichpunktartig effektive Marketingstrategien zu zeigen, welche in einem Verlag verwendet werden. Dies gelang ziemlich gut. Uns wurde eine Übersicht über verschiedene Strategien des Push- und Pull-Marketings aufgezeigt, über die wir schon in anderen Vorlesungen einiges gelernt hatten. Unser erster Prompt hat also funktioniert. Nur war das nicht das, worauf wir hinauswollten.
Also schrieben wir der KI den Prompt mit unserer Hauptaufgabe: Marketingstrategien aufzuzeigen, die für eine Neuauflage der Reihe Throne of Glass passend wären. Auch diese Aufgabe erfüllte die KI und schlug uns die Zusammenarbeit mit Bookstagrammer:innen, Buchhandlungen und Verlagen vor.
Wir wollten nun die beiden Prompts verbinden und forderten die KI dazu auf, die vorher erbrachten Informationen über das Push- und Pull-Marketing mit den danach genannten Beispielen zu verknüpfen. Dies war der Punkt, an dem die KI keine Erfolge mehr erbrachte. Die Unterteilung der KI in Push- und Pull-Marketing war widersprüchlich zu den vorher erbrachten Informationen. Es war nicht mehr übersichtlich und nur noch oberflächlich, brachte uns bei unserer Aufgabe also nicht mehr weiter.
Wir starteten von vorn. Diesmal definierten wir direkt einen ausführlichen Prompt.
Dieser lautete: Sie arbeiten beim deutschen Taschenbuch Verlag als Chef in der Marketingabteilung. Es soll eine Neuauflage der Throne of Glass Reihe von Sarah J. Maas mit neuen Covern entstehen. Wie würden Sie dieses Vorhaben vermarkten, damit die Zielgruppe erreicht wird? Nennen Sie uns ihre Marketingstrategien in Stichpunkten.
Um nicht zu ausführlich zu werden, kürzen wir im Folgenden die Antworten etwas ab.
Der Copilot von Microsoft Edge hat uns zehn Marketingstrategien genannt, mit jeweils zwei Unterpunkten, wie genau man diese umsetzen könnte oder was ein Vorteil dieser Strategie sei.
Zuerst nannte er uns die Zielgruppenanalyse und dass wir die Sozialen Medien nutzen sollten, um diese zu erreichen. Diesen Punkt fanden wir vor allem am Anfang sehr wichtig, denn dies ist meist sowieso der erste Schritt, den man in einem Marketingplan machen sollte. Zudem sind die Sozialen Medien vor allem eben für die bereits bestehende Zielgruppe von Sarah J. Maas ein guter Startpunkt, um eine Neuauflage zu promoten.
Der zweite Punkt der KI war eine Cover-Reveal-Kampagne, was wir auch für einen sehr guten Vorschlag hielten. Hierbei lag der Fokus direkt auf unseren anfänglichen Prompt, dass wir ein neues Cover mit der Neuauflage veröffentlichen wollen. Daher wäre eine derartige Kampagne auf den Sozialen Medien genau das Richtige.
Als nächsten Punkt schlug uns die KI eine Autorinneninteraktion vor, also dass wir mithilfe von Sarah. J. Maas die Neuauflage bewerben sollen. Dies war dann der erste Punkt, bei dem wir sagen mussten, dass er womöglich etwas zu hochgegriffen war, da es sich eben nur um eine Neuauflage handeln würde, welche ausschließlich in Deutschland stattfindet. Da wird die us-amerikanische Autorin eher nicht die Zeit finden, sich dafür an ihre Fans zu richten.
Die vierte Strategie war, Buchblogger:innen und Influencer:innen zum Bewerben der Neuauflagen an Land zu ziehen. Diesen Vorschlag sahen wir wieder als sehr vorteilhaft an, da solch eine Vorgehensweise heutzutage Standard ist und Influencer:innen sehr gut die Reichweite unserer Neuauflage vergrößern könnten.
Der fünfte Vorschlag des Copiloten war, dass man auf Buchhandlungen und Buchmessen Präsenz zeigen soll und dort ebenfalls Buchsignierungen veranstalten sollte. Dazu waren wir eher gemischter Meinung, da es zum einen wichtig ist, die Neuauflage in Buchhandlungen prominent auszustellen, zum anderen aber auf Buchmessen Buchsignierungen durchzuführen ebenfalls etwas hochgegriffen ist, da es sich lediglich um eine Neuauflage handelt, welche nicht Grundlage für Signierungen bietet.
Der nächste Vorschlag der KI waren Limited Editions und Sammlerstücke. Diesen fanden wir auch ganz angebracht, da aktuell vor allem Farbschnitte sehr angesagt sind und diese als Limited Editions gut verkauft werden. Hier wäre es sogar eine Überlegung wert, die Neuauflage mit den neuen Covern möglicherweise nur als eine limitierte Edition für einen begrenzten Zeitraum dann beispielsweise mit einem Farbschnitt anzubieten.
Der siebte Vorschlag der KI war es Online-Werbung und Newsletter zu schalten. Buchanzeigen auf Social-Media fanden wir, wie schon die anderen Ideen, welche mit den Sozialen Medien zu tun hatten, sehr gut. Doch Newsletter sind garantiert nicht der richtige Weg, um die Zielgruppe der Fantasy-Reihe anzusprechen. Deshalb hatten wir bei diesem Vorschlag wieder eine eher gemischte Meinung.
Der achte Vorschlag waren Leserwettbewerbe und Gewinnspiele zu veranstalten. Hierbei mussten wir erneut sagen, dass diese Vorschläge schwer umsetzbar und auch wieder eher verfehlt waren, da es für eine Neuauflage eher unpassende Strategien sind.
Der neunte Vorschlag war eine Cross-Promotion mit anderen Büchern. Hierbei hatten wir erneut die Vermutung, dass dies nur für eine Neuauflage keinerlei Sinn ergibt, zumal es vorher ebenfalls noch keine Cross-Promotion mit anderen Büchern gab und es kein Sinn ergäbe, damit jetzt anzufangen.
Der letzte Vorschlag waren schließlich Leseclubs und Buchdiskussionen. Hierbei müssen wir sagen, dass ersteres vermutlich bereits existiert, da es eine sehr große Fanbase der Reihe gibt, jedoch letzteres auch erneut zu aufwendig ist und dort die KI eher die Aufgabe verfehlt hat.
Fazit
Die KI hat einige sinnvolle Ideen geboten, welche im realen Alltag der Buchbranche verwendet werden können. Als Inspirationsquelle ist das Tool also auf jeden Fall von Nutzen. Jedoch fanden wir einige Vorschläge nicht besonders realitätsnah und umsetzbar. Man benötigt Eigenwissen, um einschätzen zu können welche Tipps der KI passend sind und ob darunter auch falsche Informationen zu finden sind. Uns ist außerdem aufgefallen, dass die KI zum Ende hin immer weniger hilfreiche Vorschläge gebracht hat. Die Tipps wurden immer mehr ausgeschmückt und wir hatten das Gefühl, die KI versucht nur noch die Lücken zu füllen, um mehr auflisten zu können. Solange man dies im Hinterkopf behält, kann das Tool eine unterstützende Hilfe sein.
Autorinnen: Julie Michalske und Lina Richter
Quellen (zuletzt aufgerufen am 05.07.2024):