Der Wecker klingelt.
Susi steht auf und schaltet als Erstes den PC an. Bevor sie etwas anderes tun kann, blinkt ihr eine Nachricht von Freundin Nadine im Facebook entgegen. Sie möchte wissen, ob die Shoppingsession für heute Nachmittag noch steht. Direkt darunter findet sich eine Mitteilung von Susis Zahnarzt, der sie daran erinnert, dass die nächste Kontrolle fällig ist. In der Zwischenzeit hat Freund Alex gesehen, dass Susi online ist und startet ein Gespräch via Instand Messenger. Während Susi Alex einen guten Morgen wünscht, beantwortet sie Nachrichten von Tim, Katrin und Julia – die PN von Chefin Carola wird ignoriert, da diese Susi nur wieder die Spätschicht zuschieben will. So wird sich durch einen Berg von Mittelungen gekämpft, bestehend aus Geschäftlichem, Privatem und Spam. Nach zwei Stunden des Beantwortens, stellt Susi fest, dass Thomas, dem sie eigentlich schreiben wollte, statt auf Facebook, auf Myspace angemeldet ist.
Wird es bald uns allen so gehen wie Susi?
Es ist nicht zu bestreiten, dass die sozialen Netzwerke und Plattformen im World Wide Web inzwischen einen großen Platz in unserem Leben eingenommen haben. Sogar Firmen und große oder berühmte Persönlichkeiten sind inzwischen per Klick über derartige Websites erreichbar und definieren sich über ihr Online-Profil. Jeder verfügt heutzutage über ein Email Konto und nahezu jeder über eine Profil in einer Onlineplattform.
Da stellt sich natürlich schnell die Frage, ob wir bald nur noch über Communities miteinander kommunizieren werden.
Noch durchsuchen wir vorrangig Google nach Firmenhomepages, aber könnte nicht auch das schon bald dem Facebook-Wahn weichen?
Kritiker mögen sagen, etwas derartiges mag nie passieren. Es wäre nicht möglich, da man nicht davon ausgehen kann, das jeder ein Facebook-Konto besitzt.
Doch wir erinnern uns:
Als das Internet aus dem Boden gestampft wurde, hatte kaum jemand Zugang zum WWW. Inzwischen stehen selbst einfache Dinge wie Stundenpläne nur noch online zur Verfügung, da jeder heutzutage über Internet verfügen sollte. Emails – früher war es etwas Besonderes, ein Emailkonto zu besitzen, inzwischen kommt man ohne gar nicht mehr zu Rande, da man für jeglichen Onlineservice eine Registrierung über sein Mailkonto vornehmen muss. Oder gehen wir noch weiter zurück: Computer. Es ist noch keine 20 Jahre her, da war ein Computer im Haushalt ein Luxusartikel.
Wieso also sollte es mit den Social Networks nicht auch bald so weit sein?
Ein paar einfache und logische Gründe lassen mich die baldige Vorherrschaft vonFacebook und Co. bezweifeln.
Haken wir den Punkt, dass nicht jeder einen Account bei Facebook hat mal ab und denken weiter. Es geht schon damit los, dass man einen Emailaccount benötigt, um sich bei Facebook anzumelden, denn dorthin werden der Verifizierungslink und eventuelle neue Passwörter gesendet. Viele empfinden Emails auch als sicherer, wenn es um vertrauliche Daten geht. Wer würde schon sein ebay-Konto mit Facebook verbinden? Hinzu kommt der verunsichernde Faktor der Datenspeicherung, der viele User abschreckt. Es gab nicht erst einen Fall von Datenmissbrauch und die meisten kennen die Analysen die über Datenlöschung von Facebook durchgeführt wurden. Sogar Personalleiter von Firmen durchforsten inzwischen die Netzwerke nach den Profilen ihrer Bewerber um deren Persönlichkeiten zu überprüfen. Möchten wir wirklich, dass jeder, zu dem wir Kontakt aufnehmen, sofort alles über uns auf einer Internetseite lesen kann? Zudem wollen Profile in Social Networks gepflegt und aktualisiert werden. Das kann schonmal ein paar Stunden am Tag in Anspruch nehmen. Das gute alte Email-Postfach hingegen wird einfach geöffnet, neue Nachrichten gecheckt und gegebenenfalls beantwortet.
Zudem bleibt die Frage, ob wirklich so viele User Facebook und Co. nutzen, wie wir immer denken. Ein kleine Erhebung meinerseits hat gezeigt, dass die Sozialen Netzwerke gar nicht so sehr in Anspruch genommen werden, wie immer behauptet wird.
Von dreißig internetaffinen Befragten, nutzen nur sechs Personen am häufigsten soziale Netzwerke zur Kommunikation mit anderen, Emails liegen mit fünf Stimmen nur knapp dahinter. Die meisten jungen Leute verwenden Instant Messenger wie MSN, ICQ oder Skype sowie alternative Möglichkeiten wie Telefone zur Verständigung mit anderen Personen oder Firmen. Ein weiterer interessanter Fakt ist, dass von den sechs für Social Network abgegebenen Stimmen nur zwei auf Facebook bezogen waren. Drei Stimmen galten Twitter und eine einer weiteren Community.
Somit zeigt allein diese kleine Statistik deutlich, dass die online Plattformen nicht so stark auf dem Vormarsch sind, wie uns die Medien gern weismachen möchten.
Zuletzt bleibt unklar ob Facebook nicht auch wieder nur ein Trend ist, der unter geht, sobald der nächste Social Network-Riese auf dem Feld erscheint, so wie es einst bei Myspace der Fall gewesen ist.