In die Entwicklung elektronischer Medien und Apps wird viel Geld investiert. Die Erfolgsaussichten für entworfene Produkte lassen sich nur schwer vorhersehen. Darin liegt das wirtschaftliche und unternehmerische Risiko, das Medienhäuser und Verlage in ihrer Planung abwägen müssen, wenn sie sich für die Entwicklung mobiler Applikationen entscheiden. Gerade für kleine Verlage ist der wirtschaftliche Spielraum sehr eng bemessen, so dass Universallösungen gesucht werden, die Erfolg versprechen und mehrfach verwendet werden können.
Die Idee wird von sogenannten Mantel-Apps aufgegriffen. Dabei handelt es sich um eine gleichbleibende elektronische Nutzeroberfläche, in die der Anwender verschiedene Inhalte laden kann. Die Programmierung einer Mantel-App erfordert lediglich die einmalige Investition des Unternehmens und verspricht einen längerfristigen Nutzen. Darüber hinaus ruft Digitalisierung von Inhalten weitere Kosten hervor, sollte aber im Zeitalter medienneutraler Datenhaltung und digitaler Workflows zunehmend eine untergeordnete Rolle spielen.
Der Thieme Medizinverlag bietet seit diesem Jahr die Mantel-App „KittelCoach“ an. Im Rahmen des 125-jährigen Firmenjubiläums stellt der Verlag einen kostenfreien Download der Mantel-Applikation sowie ergänzender Inhalte zur Verfügung. Ab Juli können Anwender weiterhin den „KittelCoach“ und Inhalte im iTunes Store herunterladen, müssen diese dann aber käuflich erwerben. Derzeit werden die Checklisten „Innere Medizin“ und „Chirurgie“ angeboten und über die Mantel-App dargestellt. In Zukunft wird das Angebot wahrscheinlich um weitere Inhalte ergänzt, so dass die gesamte Bandbreite medizinischer Literatur abgedeckt wird. Damit haben Ärzte und Studenten einen persönlichen Wissensspeicher mit Fachinformationen, der auf die jeweiligen Bedürfnisse abgestimmt werden kann.
Während die Nutzerinhalte individuell gewählt werden können, bleibt es bei den begrenzten Darstellungsoptionen des „KittelCoach“. Nutzer haben nur wenig Spielraum ein persönliches Produktdesign zu entwerfen, das ihren ästhetischen Ansprüchen entspricht. Individualität versus „one fits all“: Lassen sich konforme Nutzeroberflächen mit dem Wunsch des Kunden nach Einzigartigkeit seines Produkts verbinden?
Wir haben Dr. Alexander Trommen, Referent der Akademie des Deutschen Buchhandels, gefragt. Der Experte und Mitgründer der Appsfactory unterstützt Verlage bei der Entwicklung und Vermarktung mobiler Applikationen. Welche Antworten er uns gibt, können sie ab Montag live auf dem Facebook-Profie der Akademie des Deutschen Buchhandels und Verlage der Zukunft verfolgen. Wir würden uns freuen, wenn sich viele Interessierte am Gespräch beteiligen und ihre Fragen als Kommentar am Ende des Blogs hinterlassen.