In loser Reihenfolge stellen wir dann und wann Unternehmen vor, die mitverantwortlich zeichnen für den etwas frischeren Wind in unserer traditionsreichen, bisweilen –verhafteten Branche. Es sind dies in der Regel Dienstleister, die es verstanden haben, einen sich verändernden Markt zu erkennen und ihre Angebote darauf einzustellen – sie befriedigen Bedürfnisse und werden Ansprüchen gerecht, die so weder nutzer- noch händlerseitig vor wenigen Jahren bestanden. Ihre Geschäftsmodelle als Indikatoren und Folgen eines sich rasant vollziehenden Wandels vorzustellen, ist Anlass dieser kleinen Serie. Über Vorschläge freuen wir uns!
Sie begegnen einem immer häufiger, vor allem in größeren Buchhandlungen: Flachbildschirme, die an exponierter Stelle im Geschäft Videoclips zeigen, die ein aktuelles Buch bewerben. Die Wahrscheinlichkeit, dass LitVideo hinter dem oft nur wenige Sekunden langen Clip steckt, ist ziemlich groß und daher stellen wir das Unternehmen heute vor.
Über 85 Standorte wurden von LitVideo mit Bildschirmen ausgestattet, darunter viele führende deutsche Buchhandelsunternehmen. Wie der Name schon vermuten lässt, dreht sich bei LitVideo alles rund um Literatur und Videos – und um deren Erstellung, Vermarktung und Präsentation. Das Unternehmen startete 2004 mit dem Ziel, Bücher moderner zu präsentieren und den heutigen, modernen Werbeformen anzupassen. 2006 erschienen die ersten Buchtrailerproduktionen parallel zur Installation der Bildschirme am Point of Sale.
Zudem versteht sich das Unternehmen als Dienstleister, durch den das zeitaufwendige Einstellen von Videos auf verschiedenen Kanälen per Hand entfällt. Sind die Trailer erst einmal in die Datenbank aufgenommen, werden diese automatisch auf den Produktdetailseiten der über 1350 angeschlossenen Onlineshops angezeigt. LitVideo gehört zu den führenden Videoproduktionsfirmen der Branche. So produzierten sie unter anderem die Werbevideos zu Capus „Léon und Louise“ (in diesem Jahr auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis) oder Cornelia Funkes „Reckless“.
Buchtrailer sind als Marketinginstrument vieler Verlage nicht mehr wegzudenken. Vielerorts werden sie bereits als wertvolle, bisweilen sogar notwendige Ergänzung zur normalen Printwerbung angesehen. Wurden 2005 im deutschsprachigen Raum nur etwa 10 Filme produziert, so sind es mitlerweile über 500. Dies ist vor allem einem Dank technischer Fortschritte möglich gewordenen Mediennutzungsverhalten zuzuschreiben: Filme wirken unmittelbarer als Anzeigen, sie sprechen aufgrund ihrer Polysensualität emotional vielschichtiger an und können unmittelbar die Stimmung eines Buches transportieren. Zudem sind sie vielfältig einsetzbar. Neben der Präsentation im Buchhandel sind sie wichtiges Instrument im Internet. Sie können auf Webseiten eingebunden werden, sind auf mobilen Endgeräten, iPads und iPhones abspielbar und verlängern deutlich die Verweildauer auf den entsprechenden Internetseiten.
Doch mittlerweile beschränkt LitVideo sich nicht mehr nur auf Videotrailer und die Bereitstellung einer Trailerdatenbank , welche die effiziente Distribution im Internet ermöglicht (speziell in Onlineshops und Produktdatenbanken). Sie produzieren außerdem Flashbanner, Webseiten für Onlinekampagnen und unterstützen ihre Kunden in der Entwicklung und Realisierung von Apps.
Neueste Entwicklung ist ein Widget, mit dessen Hilfe sich Veranstaltungsprogramme in jede Webseite einbinden lassen. Das erste Widget-Projekt wurde für das diesjährige Harbour Front Literaturfestival mit zahlreichen Zusatzfunktionen entwickelt – unter anderem mit Link zum Ticketshop und einem Videoplayer. Jede Internetseite zum Thema Bücher (unabhängig davon, ob Blog, Shop oder Forum) kann nun das aktuelle Programm des Festivals präsentieren. Das Widget lässt sich natürlich auch für Musik- oder Filmevents, Lesungen, Signierstunden… vollständig individualisierbar nutzen, was wiederum in Zeiten der geforderten Markenpräsenz den Ansprüchen eines konsequenten Corporate Design Rechnung trägt. Viele weitere Infos, Kontaktdaten und ähnliches lassen sich auf der Unternehmenshomepage nachlesen.
Schade ist, dass auf den LitVideo Seiten der einzelnen Trailer keine Interaktionsmöglichkeiten bestehn, bis auf das obligatorische „Like“. Embedmend-Codes oder Short-URLs sucht man vergeblich und auch Direktlinks zu den Büchern fehlen – hier wird deutlich Potential vergeudet und das Social-Media-lastige Konzept nicht gelebt. Kommt noch?
LitVideo präsentiert sich in diesem Jahr am neuen HotSpot Kids & Comics in Halle 3.0. Auch hier dreht sich vieles um Videos, Apps und Co, so zum Beispiel bei der Präsentation „Vom Buch zur App“ der zuuka-GmbH, einem der führenden App-Entwickler und gehört damit zu den Terminen auf der Messe, die in unserem Event-Kalender gemarkert sind.
Josephine Mitze/Katja Splichal