© Renate von Mangoldt
Ihre Romane greifen meist reale Ereignisse auf – wie lernen Sie die Menschen kennen, deren Geschichten Sie verarbeiten?
Du lieber Gott!! Wie lerne ich Menschen kennen. Genauso wie jeder andere. In der Jugend leichter, später schwerer. In der Schule, auf der Universität, bei der Arbeit, im Bekanntenkreis. Die Frage ist nicht, wie ich Menschen kennenlerne, sondern wie ich die, die ich sehe oder kenne, wahrnehme. Zuerst und zuletzt versteht man die Menschen, indem man sich selbst analysiert, man ist ja auch einer. Dann indem man ihnen zuhört und zusieht. Dann indem man aus dem Individuellen das Typische und Gesetzmäßige destilliert und es wieder zurückindividualisiert.
Im Übrigen greifen meine Romane eher selten reale Ereignisse auf – die einzelnen Ereignisse sind meistens erfunden, nur der Kontext ist real. Es stimmt, dass ich mich am liebsten auf dieser Welt aufhalte, mit ihren physikalischen Gesetzen, ihrer Geschichtlichkeit, und meine erfundenen oder zusammenkombinierten Geschichten in diese Welt zurückmontiere.
Das Interview mit Michael Kleeberg führte Sarah Killian.