Die Eröffnungsrede der AKEP-Jahrestagung 2013 hielt mit Uwe Lübbermann ein Branchenfremdling, der im Getränkehandel zu Hause ist – und das eigentlich auch nur aus Versehen. Ein Kommentar von Caroline Brand
Von 1000 Flaschen Eigenbedarf zum echten Produkt
Angefangen hat Lübbermann wie viele irgendwann einmal: als empörter Kunde. Nachdem sein Lieblingserfrischungsgetränk, eines jener zahllosen Cola-Substitute, in Geschmack und Eigentumsverhältnissen verändert worden war, schrieb er an den Hersteller. Selbiger war viel zu sehr damit beschäftigt, die neugekaufte Marke profitabler zu machen und ignorierte Lübbermann.
Daraufhin begann der Hamburger selbst zu mixen. Für den Eigenbedarf, für Freunde und Bekannte – angefangen bei 1000 Flaschen – und wurde so sein eigener Getränkehersteller. Ohne Vorkenntnisse, nur mit einem Originalrezept und gesundem Menschenverstand. Daraus entstand ein im ganzen deutschsprachigen Raum tätiges Unternehmen – das keinen Gewinn abwirft. Denn darum geht es Uwe Lübbermann und seinen Mitstreitern, die die Getränkemarke „Premium“ im Kollektiv leiten: den Markt fairer machen und damit bei den eigenen Produkten anfangen.
Jede Entscheidung entsteht im Kollektiv
Jede Entscheidung wird im Kollektiv aus Händlern, Spediteuren, Herstellern und Kunden getroffen. Es wird so lange diskutiert, bis ein Konsens geschaffen wurde. Sollte man sich zu sehr verrannt haben, fungiert Lübbermann, der gelernte Werbekaufmann, als Mediator. Und er hat auch das letzte Wort, wenn sich gar keine Einigung abzeichnet. Von dieser Möglichkeit musste der Gründer aber in elf Jahren Unternehmensgeschichte lediglich zwei Mal Gebrauch machen.
Die Fairness spiegelt sich nicht nur im Miteinander wider. Sie reicht von veganem Etiketten-Leim über konsumuntypischer Flaschengestaltung (kein Logo) zu Offenlegung der eigenen Geschäftsidee im Internet. Jeder soll teilhaben und die Chance nutzen können, dieses unkonventionelle und unseren Vorstellungen von Wirtschaft so entgegenstehende Geschäftsmodell selbst ausprobieren zu können.
Bis jetzt funktioniert es gut, auch wenn man nicht, wie üblich, Gewinnzahlen vorlegen kann um das zu belegen. Hoffen wir, dass es so weitergeht und sich bald noch mehr Firmen „Premium“ nennen können.