© Renate von Mangoldt
Regelmäßig schreiben Sie politische Essays, die in Zeitungen wie dem SPIEGEL, TAZ oder DIE WELT erscheinen. Sind Sie der Meinung, dass Schriftsteller dadurch in das politische Geschehen eingreifen und Veränderungen hervorrufen können?
Es ist sehr selten, dass „Schriftsteller ins politische Geschehen eingreifen und Veränderungen hervorrufen“. In Deutschland fällt mir da Büchner ein, Forster, Fichte, Thomas Mann (in Maßen) mit „Von deutscher Republik“, und natürlich die Nazi- und Kommunismusverherrlicher im 3. Reich und der DDR. Grass und Konsorten-Beiträge würde ich nicht in diese Reihe des „Eingreifens und Veränderns“ stellen. International: Liao Yi Wu und Li Xiao Bang in China, Vargas Llosa in Peru, BHL in Frankreich (zu: Jugoslawien, Tunesien). Vergleichbares, nämlich Künstler, die wie Levy direkten Zugang zu und Einfluss auf Politiker haben, gibt es hierzulande nicht, dazu ist die gesellschaftliche Rolle der Schriftsteller zu marginal, die Politik zu geistlos und die Schriftsteller sind zu ideologieverblendet und fachlich ahnungslos.
Meine (wenigen) politischen Artikel laufen nicht in dieser Kategorie. Sie sind Versuche der Klarstellung von Sachverhalten in Bereichen, in denen ich zufälligerweise bescheid weiß und auf denen ich mich kompetent – sprich zum Nachdenken und Weiterlesen anregend – äußern kann. Zu Themen, von denen ich nichts verstehe, schweige ich.
Die Veränderungen, die ein Schriftsteller bewirken kann, spielen sich, da gehe ich konform mit Hermann Hesse, im Individuum ab oder gar nicht.
Das Interview mit Michael Kleeberg führte Sarah Killian.