Autorin: Emilia Karsupke
Lesezeit: 4 min
Menschen mit dicken Brillengläsern, die im stillen Kämmerlein hinter ihren verstaubten Manuskripten verschwinden. Auch wenn dieses Bild von Verlagen übertrieben scheint, ist der Gedanke garnicht so weit hergeholt. Veraltete Arbeitsabläufe und Ansichten blockieren den Fortschritt im Verlag und fördern das Sterben der Branche. Doch welche Alternativen gibt es? Eine Antwort ist Scrum…
S wie SYSTEM
Als Scrum kann man ein System verstehen, dass dem agilen Arbeiten im Unternehmen einen Rahmen (Framework) bietet. Was als „Gedränge“ übersetzt werden kann, bezieht sich im agilen Kontext auf eine enge Zusammenarbeit im Team, die zum gemeinsamen Ziel führt und Lösungen für komplexe Probleme generiert. Ursprünglich wurde das System von Jeff Sutherland und Ken Schwaber für die Softwareentwicklung ausgearbeitet und findet vor allem in den Bereichen der Produktentwicklung und im Projektmanagement Anwendung. Die Umsetzung des Scrum-Ansatzes ist individuell an die Bedürfnisse und Voraussetzungen eines Unternehmens anpassbar. Scrum bietet einen Leitfaden in Form von Prozessen, Techniken und Methoden für die Beziehungen und Interaktionen der Teammitglieder. Gleichzeitig sorgt es für ein transparentes Management und macht Fehler sichtbar.
C wie COMMUNICATION
Grundlage für ein agiles Arbeiten ist eine transparente Kommunikation und der stetige Austausch von Informationen, Kenntnissen und Fortschritten. So ist es essenziell für die Arbeitskultur, dass möglichst früh gelieferte Ergebnisse inspiziert und angepasst werden. Entscheidungen, die mit der Scrum Methode getroffen werden, beruhen auf Beobachtungen und auf dem Wissen, dass aus Erfahrungen gewonnen wird. Diese Erfahrungen liefern Fachmenschen und Personen mit besonderen Fähigkeiten, die im ständigen Austausch stehen. Die erfolgreiche Zusammenarbeit beruht auf fünf Werten, die jedes Teammitglied verinnerlichen sollte: Commitment, Fokus, Offenheit, Respekt und Mut.
R wie RELATIONS
Wie im ersten Teil sicherlich bereits deutlich geworden ist, spielt das Team eine zentrale Rolle im agilen Arbeitsumfeld. Das Scrum-Team besteht aus dem/der ScrumMaster:in, dem/der Produkt Owner:in und den Developer:innen und übersteigt üblicherweise nicht die Anzahl von zehn Mitgliedern. Die Struktur lässt keine Teilteams oder Hierarchien zu. So bleibt der Fokus auf dem zu erreichenden Ziel und wird nicht durch unnötiges Machtgehabe abgelenkt. Jedes Scrum-Teammitglied verfügt über Fähigkeiten, die für den Projekterfolg unerlässlich sind. Die Aufgabenverteilung erfolgt über interne Absprachen. Dennoch gibt es vorgeschriebene Zuständigkeiten. Der/die Scrum-Master:in ist die/der Verantwortlich:er für die Scrum-Einführung und sorgt für die Implementierung der Scrum-Philosophie. Der/die Produkt Owner:in sorgt für die Ergebnismaximierung, für die er/sie entweder selbst sorgt oder die Aufgaben an andere delegiert. Die Developer:innen sorgen für die Umsetzung dieser Aufgaben.
U wie UNITS
Das Hauptaugenmerk bei Scrum liegt auf dem Kunden. Damit das Endprodukt den Kundenwünschen entspricht, werden die spezifischen Informationen, Aufgaben und das Produkt-Ziel im so genannten Product Backlog geordnet festgehalten. Es handelt sich um ein dynamisches Dokument, dass im Entwicklungsfortschritt angepasst werden kann. Dieser wird in vierwöchige Phasen, den „Sprints“, eingeteilt, bei denen jeweils ein auslieferbares Produkt am Ende steht. Besonders wertvolle Produkteigenschaften werden priorisiert bearbeitet. Auch die Sprints werden in 4 Kategorien differenziert. Im Sprint Planning wird gemeinsam im Team ein Plan für die Auszuführenden Arbeiten erstellt. Der Daily Scrum ist ein zeitlich festgelegtes Event für alle Developper:innen am Ende eines Arbeitstages, dass den Fortschritt aufzeigen und mögliche Stellen für eine Feinjustage aufdecken soll. Nach der Ergebnispräsentation eines abgeschlossenen Sprints erfolgt die Sprint-Review. An dieser Stelle sollen das Ergebnis überprüft und zukünftige Anpassungen festgelegt werden. Im letzten Schritt wird bei der Scrum-Retrospective die Qualität und Effektivität eingeschätzt und Lösungen zur Steigerung dieser gefunden.
M wie MULTIPLE
Die Effektivität der Scrum-Methode und der offene Umgang mit Informationen wird nicht nur in großen Unternehmen wie Spotify und Airbnb geschätzt, sondern bewegt immer mehr Unternehmen dazu, Scrum auch in Nicht-Software-Bereichen anzuwenden. So eröffnen sich auch für die Verlagsbrache neue Möglichkeiten. Insbesondere die Hinwendung zu neuen Medien und Medienkonvergenz in Verlagen liefern eine ideale Grundlage für die erfolgreiche Implementierung der Scrum-Methode. Für Verlage als meist komplexe Institutionen mit vielen Abteilungen, Mitarbeitern und Experten ist ein transparentes Arbeiten erfolgsentscheidend. Doch häufig werden Informationsketten durch mangelnde Kommunikation unterbrochen und durch strenge Hierarchien verkompliziert, wodurch Zeit und Ressourcen verloren gehen. In diesem klassischen Wasserfall-Prozess sinkt die Mitarbeitermotivation und Innovation. Durch die gleichmäßige Arbeitsverteilung im Scrum werden genau die gegenteiligen Effekte erzielt. Scrum hat seine Grenzen, wenn Produktinhalte von einer einzigen Person, wie Autoren erstellt werden. Doch wenn festgefahrene und eingestaubte Strukturen aufgebrochen werden, die Verlage Mut zu neuen Inhalten und Arbeitsweisen zeigen und das Scrum-Konzept konsequent angewendet wird, dann können wir der rückläufigen Branche einen neuen Schwung verleihen.
Quellennachweis:
Bild:
<a href=“https://de.freepik.com/vektoren-kostenlos/abbildung-des-konzepts-der-scrum-methode_28902402.htm#query=agile%20scrum&position=1&from_view=keyword“>Bild von storyset</a> auf Freepik
Inhalt:
https://scrumguides.org/docs/scrumguide/v2020/2020-Scrum-Guide-German.pdf, (Stand: 24.11.2022).
https://www.wibas.com/de/scrum?gclid=EAIaIQobChMI5paw8e-1-wIVDQGLCh1EWw7sEAAYBCAAEgIsKPD_BwE, (Stand: 24.11.2022).
http://abc-tillmann.de/blog/2015/6/5/scrum-im-verlagswesen, (Stand: 24.11.2011).