Asien beheimatet mit seinen 4,2 Milliarden Einwohnern mehr als 60 Prozent der Weltbevölkerung. Dies birgt ein riesiges Potenzial für die asiatische Buchbranche, wenn auf die unterschiedlichen Sprachen und Kulturen eingegangen wird. Was bedeutet das für Digital- und Self-Publishing auf dem Kontinent? Alice Clark-Platts hat dies für euch untersucht!
Im Oktober 2013 fand das 10. Ubud Writers & Readers Festival, ein Literaturfestival auf Bali, statt. Dort erwähnte Nury Vittachi, Autor der Feng-Shui-Detektiv-Serie, im Gespräch mit Sebastian Faulks die Stärke des asiatischen Buchmarktes. Im Bezug auf die Bevölkerung verblassen die Buchmärkte der USA, Großbritannien und Europa im Vergleich zu der Masse des asiatischen Marktes. Allein in Indien wächst die Buchbranche nach Schätzungen pro Jahr um 30 Prozent.
Was bedeutet das für die Veröffentlichungen und insbesondere für Self-Publishing?
Nun, in sehr kleinen Märkten wie Hong Kong, das traditionell hauptsächlich als englischsprachiger Markt auftritt, müssten aufgrund des Skaleneffektes mindestens 2.000 Exemplare eines Titels gedruckt werden, damit es für den Verlag wirtschaftlich sinnvoll ist. Bei den gegebenen Marktgrößen entspricht dies in etwa einem Titel, der in den USA 2 Millionen Mal gedruckt wird. E-Books und Self-Publishing bieten hier eine Möglichkeit, um diesen wertvollen Markt für angehende Autoren attraktiv zu machen, wenn Verlage aufgrund eines wirtschaftlichen Risikos entscheiden, auf dem Markt nicht aufzutreten.
Oder betrachten wir das Schwellenland Indonesien, mit seiner Bevölkerung von über 240 Millionen Einwohnern, die auf über 17.500 Inseln leben. Der Buchmarkt ist stark zergliedert und traditionelle Verlagshäuser können es hier schwer haben, die Leser zu erreichen, während flinke Self-Publisher vielleicht eher in der Lage sind, Nischen zu entdecken und erfolgreich zu publizieren.
In China ziehen Self-Publishing-Webseiten mit Geschichten von chinesischen Autoren 40 Prozent des Web-User-Traffics an. Dies deutet darauf hin, dass die Autoren in China wesentlich schneller als die westlichen Autoren waren, um die Bedeutung der digitalen Medien als geeignetes Instrument zu erkennen, um sich dem Leser anzunähern.
Was ist mit neuen Geschäftsmodellen wie Crowdfunding für kreative Projekte?
Der asiatische Markt hat sich Crowdfunding nur langsam genähert – Bedenken über öffentliches Versagen und Gesichtsverlust könnten Gründe für diese Zurückhaltung sein. Allerdings ist es sicherlich nur eine Frage der Zeit, bis Unternehmen, wie die in Singapur ansässige Crowdfunding-Plattform „Crowdonomic“ für asiatische StartUps, Technik oder kreative Projekte angenommen und erfolgreich sein wird.
Die Vielfalt der asiatischen Märkte bedeutet, dass herkömmliche Verlage nicht den Launen und Nuancen des jeweiligen Marktes ausgesetzt sind. Hier können aber auch Self-Publisher angreifen und die unterschiedlichen Märkte hinsichtlich beliebter Genres und bestimmter Interessen auskundschaften. So sind beispielsweise 25 Prozent der indonesischen Bevölkerung Kinder im Schulalter. Autoren von Kinder- und Jugendliteratur können sich daher von den sich dort bietenden Möglichkeiten faszinieren lassen.
Self-Publishing gibt den Autoren in Asien Kontrolle – nicht nur hinsichtlich Inhalt, Stil und Präsentation ihres Buches, sondern, noch wichtiger, in Bezug auf die Gewinne. Bei traditionellen Verlagsverträgen wird dem Autor manchmal nur ein Gewinnanteil von 10 Prozent der Verkaufserlöse zugesprochen.
Unternehmen wie Trafford Publishing in Singapur bieten Dienstleistungen für Self-Publisher von der Redaktion bis hin zur Vermarktung. Dies kann den Autoren bei eventuellen Startschwierigkeiten helfen. Ebenso bieten Self-Publishing-Gurus wie Joanna Penn (www.thecreativepenn.com) eine Fülle von Artikeln und Informationen, die den Autoren ihren Weg erleichtern.
Autorin: Alice Clark-Platts