„Stirbt mir meine Katze, bewegt mich das ungleich mehr als 200.000 Tsunamitote in Südostasien.“

© Renate von Mangoldt

Abgesehen vom Nahen Osten – welche Länder, welche Kulturen, welche Krisenherde bewegen Sie besonders?

Ich bin ein sehr durchschnittlicher Mensch, insofern als mich alles das bewegt, was mich persönlich betrifft und alles das kalt lässt, was weit weg ist. Stirbt mir meine Katze, bewegt mich das ungleich mehr als 200.000 Tsunamitote in Südostasien. Das ist vielleicht grotesk, aber es ist menschlich.
Wir müssen hier zwischen „bewegen“ und „interessieren“ unterscheiden. Mein Interesse ist sehr viel weiter gefasst als meine Emotionalität. Ersteres ist potentiell grenzenlos, letztere greift nur bei persönlicher Bekanntschaft.
Bewegen tun mich also die Orte, an denen ich gelebt habe. Wobei ich immer dort geblieben bin, wo es mir gefiel. Ich bin kein großer (Urlaubs)Reisender.
Der Nahe Osten war eine relativ späte Entdeckung, aber eine Lebensentdeckung. Ähnlich den Grand-Tours im 18./19. Jh., die machten die Reisenden auch nur einmal und zehrten dann ihr ganzes Leben lang davon. Ich kann mir also nicht vorstellen, ähnlich tiefe Erfahrungen in meinem Leben nun auch noch für Südamerika, Ostasien oder Ozeanien zu machen. Das würde sozusagen meine emotionalen Kapazitäten übersteigen.

Das Interview mit Michael Kleeberg führte Sarah Killian.

www.michaelkleeberg.de

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