Youtube und Vimeo starteten wie Twitter, Flickr und eigentlich alle anderen Sharing-Plattformen ursprünglich als reine UGC-Netzwerke, die mit steigenden Nutzerzahlen auch für Wirtschaftsunternehmen interessant wurden. Seit die Reichweiten stimmen und Content mittels diverser Schnittstellen beliebig in die eigene Webpräsenz eingebunden werden kann, haben zahlreiche Verlage entdeckt, dass Marketing für das Medium Buch auch in bewegten Bildern Sinn machen kann. Unsere heutige Top5 widmet sich den gelungendsten Trailern und soll zeigen, dass es kein enormes Budget braucht, sondern Kreativität, Liebe zum Buch und ein Bisschen Verrücktheit.
Die Reihenfolge stellt heute keine Rangliste dar.
2. „Aufbau Verlag“
Beispielhaft sei hier der Trailer von „Urbat – Die dunkle Gabe“, einem Fantasie-Thriller für Mädchen, vorgestellt. Das mit 1.800 Views schon in der oberen Liga der Buchtrailer spielende Video ist in seiner rein rechner-simulierten Machart Geschmackssache, was die wahren Fans zum Anlass nehmen, dem Original des Aufbau Verlag ihre eigene Interpretation entgegensetzen. Positiv fällt zwar auf, dass Kommentare auch seitens Aufbau gepostet werden, noch besser wäre es allerdings, wenn solch KLASSE BEITÄGE wie die Video-Rezension von TheBookLook auf der eigenen Website verlinkt würden und damit zum Ausdruck gebracht wird, dass man Fans und Kritiker zu schätzen weiß. Aufbau gehört zu den wenigen Verlagen, die ihre Buchtrailer auch direkt auf der Homepage für die Buchvorstellung nutzen und landen dafür im Ranking.
3. „Kiepenheuer & Witsch“
Der mit nur 50 Sekunden Länge auffallend kurze Videotrailer zu Nick Hornbys Slam bringt es auf stolze 10.400 Views und knackt damit als einer der wenigen die 10k Marke. Der Trailer ist handwerklich professionell gemacht und in seiner Bildsprache sowie mit dem beliebten Sprecher Matthias Schweighöfer ganz nah am Zielpublikum.
Wie man es mit richtig Low-Budget auf über 56.000 vollständige Views bringt, zeigt KiWi an anderer Stelle mit Star-Autor Frank Schätzing: vor dem Hintergrund der aufbrandenden Nordsee, gefilmt mit wackeliger Handkamera, umreißt dieser hier in wenigen Sätzen die Grundidee des Romans „Der Schwarm“ und löst damit bei Buch- und Kinofans die große Spekulationslust aus.
Beide Trailer haben aber ein großes Manko: auf die vielen außerordentlich positiven Kommentare wird nicht (mehr) reagiert, Fragen stehen teilweise seit einem Jahr im Raum und auch der mit 7 Likes bestgerankte Kommentar „Come on, a trailer that doesnt describe the content correctly – thats really something.“, der auf einen Fehler im Trailer hinweist, bleibt ungehört.
Auf der Verlagswebsite muss man die Trailer etwas suchen, wird dann aber mit großer Qualität in Wort und Bild belohnt.
4. „dtv“
Der musikalisch und filmisch für mich sehenswerteste Trailer kommt aus dem Hause dtv besser lesen: „Die Eleganz des Igels“ von Muriel Barbery. Die Zweilayer-Photocollage illustriert das stimmungsvolle Buch hervorragend und fast 4.000 Views sprechen eine recht deutliche Sprache. Richtiggehend problematisch und von den Fans des Buches auch wiederholt bekrittelt ist die Sprecherstimme der Paloma, welche dem Buch weder gerecht wird, noch Lust auf die Hörbuchfassung macht. (Dieses dann allerdings, mit Anna und Katharina Thalbach besetzt, ein Glücksgriff.)
Wenn so etwas passiert und ein Trailer aus irgendwelchen Gründen beim Publikum durchfällt, darf der Verlag nicht weghören – Fans eines Buches sagen Euch ihre Meinung und keiner hört hin. Da ist Social Media wieder zum reinen Marketingkanal geworden!
5. „Michael Eichhammer“
Michael Eichhammer wird von Piper verlegt und wenn der Verlag nicht mitzieht, macht der rührige Autor es eben allein. Solo für Anna möchte man allein schon dafür lesen, dass der Trailer so herzerweichend daherkommt wie ein Film, der von Fünftklässlern zum Tag der offenen Tür im Rahmen der Projektarbeit „Mein großer Bruder, mein großes Vorbild“ gezeigt wird. Beim Verlag selbst scheint man sich leider für das Machwerk nicht zu interessieren, was schade ist und im Zuge der Autorenbindung durchaus überdenkenswert. An anderer Stelle jedenfalls stieß Eichhammers Trailer auf Gefallen und auch uns soll seine Initiative eine positive Erwähnung wert sein.
6. „Bastei Lübbe“
Auf dem Kanal der Verlagsgruppe Lübbe finden sich Trailer, die unterschiedlicher nicht sein könnten – und damit wahrscheinlich der jeweiligen Zielgruppe die gewünschte Freude bereiten. Da gibt es den (akustisch leider unausgegorenen) Zehn-Sekunden-Trailer zu „Das Böse in uns“ , Acht-Minuten-Hörproben und richtig gelungene Spots, die Lust auf mehr machen und auch auf der Website zur Illustration des Titels dienen. Manches wirkt ein wenig schnell geschossen, die Trailer insgesamt nicht genügend betreut alles in allem aber ist man bei Bastei auf dem richtigen Weg.
Fazit
Dem aufmerksamen Leser wird nicht entgangen sein, dass heute kein Platz eins vergeben werden konnte – so richtig überzeugt und begeistert hat keiner der Probanden. Es hapert an der Einbindung in die eigene Website, am Umgang mit Lob und Kritik, an der Beschriftung in der „Info“-Sektion und dem Tagging der Videos. Auch der Vielzahl an hochengagierten Fan-Fiction-Beiträgen wird kein Verlag gerecht und so muss es wohl in einiger Zeit eine Neuauflage, die Trailer-Top5 revamped geben. Wer sich bewerben möchte oder tolle Vorschläge hat: her damit!