© Renate von Mangoldt
Beim Lesen Ihres Libanesischen Reisetagebuchs haben die zahlreichen französischen Zitate meinen Lesefluss zuweilen gestört und eine gewisse Frustration über meine Unfähigkeit des Erfassens des kompletten Inhalts erzeugt.
Warum lassen Sie so viele französische Sätze unübersetzt, wohl wissend, dass nicht all Ihre Leser der französischen Sprache mächtig sind?
Sehen Sie sich Kinofilme in der synchronisierten Version oder in der Originalversion an? Ersteres bedeutet meines Erachtens, dem Film, der aus Bild- UND Tonspule besteht, den Respekt versagen und vor allem, sich eine Erfahrung der Fremdheit zu versagen, die ganz existentiell ist im Leben.
Man muss nicht alles verstehen. Die Erfahrung, in einem Text eine fremde Sprache zu sehen, die sich dem Zugriff verweigert, ist eine, finde ich, formal hoch interessante Erfahrung. Eine Form der Verfremdungs-Technik. Man kann darauf auf zweierlei Weise reagieren: Man überliest oder versucht sich den Kontext zusammenzureimen, oder man wird aktiv und besorgt sich die Übersetzung. Beides legitim.
Im besonderen Falle des Tagebuchs erklären sich die frz. Zitate aus der dortigen Sprachsituation. Das Französisch wirkt auf Sie, wie das Arabische auf mich gewirkt hat. Im Übrigen hatte ich im Libanon zahlreiche Assoziationen zu den frz. Erfahrungen meines Lebens, die eben nur auf frz. solche sind. Ansonsten: Über den Sprachen ist die Sprache.
Das Interview mit Michael Kleeberg führte Sarah Killian.