Bibliotheken gibt es seit Jahrtausenden. Von der untergegangenen großen Bibliothek von Alexandria, bis hin zur Bibliothèque Sainte Geneviève in Paris oder der New York Public Library. Für Vielleser wie mich sind Bibliotheken einfach großartig. Die Menge an Büchern, die ich früher in einem Jahr zwischen der örtlichen Bücherei und zu Hause hin und her getragen habe, hätte mich im Buchhandel ein kleines Vermögen gekostet. Das ist für die meisten Leute – wie auch für mich damals – einfach nicht realisierbar.
Mal abgesehen davon, dass Bibliotheken einiges an Geld und vor allem zu Hause eine Menge Regalboden sparen, haben sie einen noch ganz anderen großen Vorteil: in punkto Nachhaltigkeit setzen sie sich langanhaltend für die Bewahrung von Schriftgut aus der ganzen Welt ein.
Den kostenlosen Zugang zu Wissen, Bildung, Kultur und Unterhaltung bieten Bibliotheken demnach jedem an, der danach sucht. Und falls man keine speziellen Vorstellungen hat, stöbert man einfach durch die Regale und lässt sich von den Abertausenden von Büchern inspirieren – ich bin sicher, eines weckt unsere Neugier.
Wie wir alle außerdem wissen, bestehen Bücher aus Papier. Das jährlich in Deutschland verbrauchte Papier wäre aufeinandergestapelt insgesamt 520.000 km hoch – das ist über den Mond hinaus (1). Und dabei ist das durchschnittlich genutzte Papier nur 0,15 mm dick.
Das bedeutet also, dass Bibliotheken entscheidend zur Erhaltung der Natur beitragen, indem sie das Prinzip der Ausleihe und wiederholten Nutzung verwenden. Man sucht sich ein oder mehrere Bücher aus, leiht sie mit der Mitgliedskarte aus, liest sie zu Hause in einer bestimmten Frist und bringt sie dann wieder zurück, damit sich der nächste daran erfreuen kann. Für einen vergleichsweise niedrigen Jahresbetrag hat man also die Auswahl von Büchern aus allen Bereichen, die vorstellbar sind.
Bibliotheken sind ein Ort um Büchern, die zu Hause schon Staubflusen ansetzen, ein neues Heim und anderen Leuten die Möglichkeit zu geben, eine neue Geschichte zu erleben. Keine eingestaubten Bücherstapel, die ungelesen in der Ecke versauern oder Verpackungen, die unnötig im Plastikmüll landen. Nur geteilte Literatur und Gemäuer voller Geschichten.
Dennoch sind Bibliotheken – mal abgesehen von Universitätsbibliotheken – nicht mehr so stark frequentiert wie früher. Den Leuten ist meist der Aufwand des Suchens zu groß und die Zeit zu lang, die es dauert ein Buch aus einer anderen Bibliothek zu bestellen, falls es nicht vorrätig ist. In eine Buchhandlung zu gehen oder bei Amazon zu bestellen geht ihnen einfach schneller.
Bücherschränke
Neue Trends sind daher auf dem Vormarsch, allerdings ganz ähnlich dem Konzept von Bibliotheken – nur ohne den Faktor des Geldbetrages. Öffentlich zugängliche „Bücherschränke“, entwickelt in den 90er Jahren von den Künstlern Michael Clegg und Martin Guttman, setzen auf das Solidaritätsprinzip. Das bedeutet, jeder der einen solchen meist kühlschrankgroßen Schrank entdeckt, kann sich ein enthaltenes Buch mitnehmen. Gleichzeitig können diese Mini-Bibliotheken nur existieren, wenn genug Leute ihr entnommenes Buch und/oder ein eigenes Neues wieder in den Schrank zurückbringen, damit sich der Nächste Passant darüber freuen kann.
Überraschenderweise funktioniert dieses Prinzip heutzutage in vielen Städten, nicht nur in Deutschland. Gestartet in Österreich hat es sich schnell besonderer Beliebtheit erfreut und rettet so viele Bücher vor dem Vergessen-werden und in-der-Ecke-versauern.
Die wetterfesten Schränke werden ehrenamtlich von sogenannten Bücherpaten in Stand gehalten und bieten vielen – jedoch meist älteren – Werken die Möglichkeit, ihren Lebenszyklus zu verlängern.
Obwohl man bei Bücherschränken nicht planen kann, welches Buch man finden wird, und somit gezielte Anschaffungen nicht möglich sind, erfreuen sich Leser doch an der Gelegenheit spontan etwas Interessantes zum Schmökern zu finden. Und auch Bibliotheken werden für viele Menschen wohl nie ihren Reiz verlieren, denn seien wir mal ehrlich: hat nicht jeder von uns Büchernarren schon einmal den Traum gehabt, durch eine uralte Bibliothek zu schlendern? Nichts als Bücher so weit das Auge reicht und umgeben vom Geruch alter Tinte und vergilbtem Papier?
Natürlich haben hochmoderne Universitäts- und städtische Bibliotheken wenig mit diesem Bild gemein, aber auch sie bieten nach wie vor vielen Leuten die Möglichkeit, ihren Lesehorizont zu erweitern.
Artikel von: Sophie Franke