Gestern gingen in Deutschland und überall sonst auf der Welt die ersten Google+ brand pages an den Start – Wichtigstes dazu hier – und, klar: erstmal gibt es einen Haufen guter Gründe, die Dinger zu hassen. Aus unternehmerischer Sicht sind brand pages dertzeit sogar noch richtig gefährlich, denn alles, was ernstzunehmende Öffentlichkeitsartbeit und Kundensupport im Social Web verlangen, boykottieren Sie:
- Jeder Account ist nur einer Person zugeordnet, eine Mehrfachadministration wie bei Facebook Pages ist nicht möglich. Wer krank wird oder die Firma verlässt müsste also seinen privaten Accountübertragen oder ganz aufgeben: Social Network ganz neu, ein Account für alle eben…!
- Selbst wenn mehrere User sich (verbotener Weise!) einen GMail-Account teilen und die Page gemeinsam betreuen, sind Postings nicht zuordenbar – aus Usersicht wenig sinnig und auch im Schadensfall hieße das wieder ganz social: Mitgegangen, mitgefangen, mitgehangen.
- Googles hervorragendes Angebot, Dokumente und Veranstaltungen und alles mögliche andere öffentlich zu machen, ist für größere Unternehmen eine echte Bereicherung – allerdings gibt es kein Tool, dass Genehmigungsprozesse abbildbar macht: Freigaben für Posts müssen also in einem internen System erteilt werden, um dann über den Google+ Umweg geteilt werden zu können.
- Jede Form der Analyse ist extrem erschwert – sogar rauszufinden, wer einem folgt ist nicht einfach – und das beim Analytics-Spezialisten Google?!
- Der Account hat keine spezifische URL (/verlagederzukunft)
- Ein schönes Beispiel dafür, wie einfach es ist, aus Versehen etwas auf der Unternehmensseite zu posten, was da bestimmt nicht hinsollte: Steve Yegge, Googleangestellter, erzählt wies geht.
- Die Verwaltung mehrerer Seiten von einem Account aus macht, wie es scheint so gar keinen Spaß.
- Importwerkzeuge für Multichannel-Postings fehlen auch.
Allergrößtes Problem an Google+ ist schlichtweg die Administrierung: eine Person mit einem privaten Account und sehr begrenzten Rechten hat mit Social Media und Networking nicht zu tun, sobald man beides unternehmensweit und als tatsächliche Säule der Endkundenkommunikation bzw. des Service nutzen will.
Man kann jetzt sagen, „ja, Facebook war ja am Anfang auch nicht perfekt“ – aber wir reden hier von Google und davon, dass Google seit Monaten weiß, worauf sie hinarbeiten – nicht auf ein konkurrierendes Social Network sondern auf ein riesiges Branchenbuch mit integriertem Kundenservicecenter. Nach einer fünfmonatigen Entwicklungszeit mit den besten Programmierern der Welt ein so unfertiges Produkt zu launchen ist richtiggehend peinlich, Google. Und so ließe sich noch jede Menge weitermeckern über die unglaublich schlechte User-Experience, die intransparente Accountgestaltung, die Unmöglichkeit zu filtern, was in der eigenen Timeline erscheint und so weiter.. Google hat sich mit dem scheinbar übereilten Rollout keinen Gefallen getan, auch wenn die Pages für kleine Unternehmen, Dienstleister und Freiberufler vielleicht Sinn machen. Für Firmen allerdings, die Werkzeuge wie Trello benutzen (ein Online-Tool für kollaboratives Arbeiten mit allerlei Anbindungen ins Web) bedeuten die „Besitzverhältnisse“ bei den Pages das blanke Grauen und Google sollte schleunigst umsetzen, was ihre User überall auf der Welt kritisieren. Können sie ja googlen.
Eine der Grundlagen dieses Artikels ist ein Blogpost von Robert Scoble, Danke Robert.