Voland & Quist – zwei widersprüchliche Namen, bei denen einige sich vielleicht an den mephistophelischen Teufel aus Michail Bulgakows »Meister und Margarita« erinnern und an den friedensstiftende Quinten Quist aus Harry Mulischs »Die Entdeckung des Himmels«. Hier ist allerdings der Leipziger Verlag gemeint, der 2004 von Sebastian Wolter und Leif Greinus gegründet wurde. Jedoch gibt es Mutmaßungen, dass die Wesenszüge beider Verleger nicht ganz unentscheidend für diese Namensgebung des Verlages waren.
Verlegt wird bei Voland & Quist hauptsächlich zeitgemäße Literatur, das Programm ist vielfältig und reichhaltig – die Schreiberschaft ebenso. Keine gewöhnliche Belletristik, hier werden die Klassiker von morgen produziert und der Lyrik eine angemessene Bedeutung zugeschrieben. „Anspruch der verlegerischen Tätigkeit von Voland & Quist ist es, zeitgenössische urbane Literatur in entsprechender Form zu präsentieren. Dies verwirklichen wir einerseits durch die Veröffentlichung von »Liveliteratur«, d. h. Literatur, die auch für die (Lese-)Bühne und den Vortrag verfasst wurde, andererseits durch die sorgfältige Auswahl von Autoren und Themen. Unsere Bücher sind originell, authentisch, voller Humor und sehen auch noch gut aus.“ Stimmt. Doch wie kam es zu diesem grandiosen Einfall, Live-Literatur zwischen Buchdeckeln zu konservieren? „Weil wir als Studenten viele Literaturveranstaltungen organisiert haben und die meisten der Autoren damals noch nicht, oder eben nicht passend – nämlich mit CD zum Anhören –, verlegt wurden, wie wir fanden. Das wollten wir dann übernehmen. Zumal es unser Verlagskonzept, nämlich Bücher mit CDs zu verlegen, so noch nicht gab.“
Einige äußerst bekannte Namen finden sich in der Autor*innenliste, wie beispielsweise Ahne, Fiva und Marc-Uwe Kling – auch der beliebte Leipziger Hörspielsommer e.V. ist vertreten, ebenso zahlreiche bisher unentdeckte osteuropäische Talente wie Edo Popović, Roman Simić und Olja Savičević. Selbst Kinderliteratur ist seit 2010 im Programm, so beispielsweise »Reggaehase BOOOO«, herausgegeben von der Band Yellow Umbrella, illustriert von Manon Gauthier.
Generell erscheint eine Vielzahl der eindrucksvollen Druckwerke inklusive CD. Wieso eigentlich? „Wir sind der erste Verlag in Deutschland, der auf die Kombination dieser beiden Medien setzt und die Vorlese-Qualitäten unserer Autoren für alle Leser erlebbar macht. Auf diese Weise kann man den Lesungen passionierter Bühnenpoeten lauschen, die Live-Atmosphäre einer Literaturshow auch zu Hause nacherleben oder einfach einen neuen Zugang zu den bereits gelesenen Texten finden.“ Super Idee! Ja, und manchmal werden die Bücher bei Voland & Quist nicht nur mit Hörstoff, Bonusmaterial & Co. versehen, manchmal entstehen sogar ganze Filme aus ihnen, wie etwa „Alois Nebel“, der seit Dezember vergangenen Jahres auf Kinoleinwänden gegen seine Dämonen kämpft.
Und worauf dürfen wir uns als Nächstes freuen? Auf interaktive E-Books vielleicht? „Wir arbeiten derzeit mit Hochdruck an einer App für Kurzgeschichten, geplanter Release ist März diesen Jahres.“